Scholz droht mit Vertrauensfrage: SPD-internes Ringen um Sicherheitspaket
In der SPD-Bundestagsfraktion brodelt es: Bundeskanzler Olaf Scholz hat nach deutlichem Widerstand gegen das Sicherheitspaket der Ampelkoalition machtpolitische Maßnahmen angekündigt, um eine Mehrheit für das Paket zu sichern. Laut Informationen der Süddeutschen Zeitung erklärte Scholz in einer Fraktionssitzung, er könne notfalls „von seinen Möglichkeiten Gebrauch machen“, was einige Abgeordnete als Drohung mit der Vertrauensfrage interpretierten.
Widerstand in den eigenen Reihen
Der Juso-Chef Philipp Türmer wirft Scholz vor, seine Kritiker unter Druck zu setzen. „Ich hoffe, dass sich niemand, der gegen das Paket stimmen will, davon einschüchtern lässt“, sagte Türmer dem Stern. Er betonte, dass das Paket in die falsche Richtung gehe und für eine massive Diskursverschiebung nach rechts sorge, indem der Kampf gegen Islamismus zu einem Kampf gegen Geflüchtete gemacht werde.
Scholz' klare Ansage
Scholz' Aussagen wurden als ein deutlicher Appell an die Fraktionsdisziplin für die anstehende Abstimmung im Bundestag verstanden. Auch bei den Grünen gibt es kritische Stimmen, während die FDP sich weitergehende Maßnahmen vorstellen könnte. Das Paket sieht Verschärfungen zur Begrenzung der irregulären Migration und zur Bekämpfung des Islamismus in Deutschland vor.
Kritik und Unterstützung
Die Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion, Katja Mast, betonte, dass sie keine Drohung von Scholz wahrgenommen habe, sondern vielmehr die Ernsthaftigkeit der Debatte unterstrichen worden sei. Rund 20 Abgeordnete sollen sich gegen das Paket positioniert haben. Mast zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass die Mehrheit am Freitag stehen werde. „Ich habe keine Zweifel, dass die Mehrheit am Freitag steht“, sagte sie.
Historischer Kontext und politische Implikationen
Nach dem islamistischen Messerattentat in Solingen mit drei Toten war großer politischer Handlungsdruck entstanden. So sollen nun Messerverbote und Asylregeln verschärft sowie die Befugnisse für Ermittler ausgeweitet werden. Asylbewerber, für die nach den Dublin-Regeln eine Abschiebung in ein anderes EU-Land angeordnet ist, sollen von staatlichen Leistungen weitgehend ausgeschlossen werden. Generell soll die Rückführung abgelehnter Asylbewerber beschleunigt werden.
Die CDU fordert unter ihrem Vorsitzenden Friedrich Merz weitergehende Maßnahmen, wie direkte Abweisungen an den deutschen Grenzen. Angesichts der Wahlerfolge der AfD ist die Bundesregierung von Kanzler Scholz um Verschärfungen bemüht, während Kritiker vor einem Verlust an Humanität und einer Einschränkung des Rechts auf Asyl warnen.
Protest und interne Konflikte
Tausende SPD-Mitglieder, darunter auch 45 der 207 Bundestagsabgeordneten, hatten einen Brief gegen das Paket unterzeichnet. Auf Initiative von Juso-Chef Philipp Türmer wurde vor der Sitzung ein Schreiben an die 207 SPD-Bundestagsabgeordneten verschickt. Darin wird die Fraktion aufgefordert, das geplante „Sicherheitspaket“ abzulehnen, da es rassistische und ausgrenzende Narrative stärke.
Das Ringen um das Sicherheitspaket zeigt einmal mehr, wie tief die Gräben innerhalb der SPD und der gesamten Ampelkoalition sind. Es bleibt abzuwarten, ob Scholz mit seiner harten Linie Erfolg haben wird oder ob die internen Konflikte die Regierungsarbeit weiter erschweren werden.
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