Nixon Schock – Geldpolitische Änderungen der USA mit Auswirkungen bis heute
Vor über 50 Jahren gab es in den USA eine erhebliche Änderung im Bereich der Währungs- und Geldpolitik. Die Vorgänge sind unter dem Namen „Nixon Schock“ bekannt geworden. Bis heute wirken sich die damaligen Veränderungen in den Vereinigten Staaten nachhaltig auf das Geld- und Währungssystem in Europa aus. In unserem Beitrag erfahren Sie, was unter dem Nixon Schock verstanden wird, wie es zu den Vorgängen kam und welche Auswirkungen es damals und bis heute auf unser Geldsystem gibt.
Ehemaliger amerikanischer Präsident als Namensgeber
Der Namensgeber des Nixon Schocks ist der ehemalige Präsident der USA, Richard Milhous Nixon. Er gehörte der republikanischen Partei an und war zwischen 1969 und 1974 der 37. Präsident der USA. In Verbindung mit Nixon wird unter anderem die sogenannte Watergate Affäre gebracht, aufgrund derer er im August 1974 zurücktrat.
Was ist der Nixon Schock?
Unter dem Begriff Nixon Schock werden insbesondere zwei Entscheidungen der damaligen Regierung der USA, unter anderem in Person von Richard Nixon als Präsident, zusammengefasst. Diese betrafen zum einen die amerikanische Außenpolitik und zum anderen die Finanz-, Währungs- und Wirtschaftspolitik der Vereinigten Staaten. Mit den Entscheidungen verfolgte die Regierung unter Präsident Nixon und mit Finanzminister Connally vor allem folgende Ziele:
Eine Auswirkung, die bis heute Bestand hat, zeigte sich im Währungssystem der USA. Eine direkte Folge der Entscheidung des Präsidenten war, dass das System von Bretton Woods nicht mehr funktionierte, da es auf festen Wechselkursen und einer Bindung zum Gold bestand. Stattdessen gab es nach der Änderung relativ freie Wechselkurse, da die USA nicht mehr verpflichtet war, Dollar in Gold einzutauschen. Der sogenannte Goldstandard hatte sein Ende gefunden. Das führte schnell dazu, dass der US-Dollar seine Ankerfunktion für andere Währungen außerhalb der USA verlor. In der Übersicht beinhaltete der Nixon Schock folgenden drei Elemente:
Warum änderte der Präsident das Finanz- und Währungssystem?
Ein Hauptgrund für die aus der Sicht der damaligen Regierung notwendigen Veränderungen im Bereich der Finanz- und Währungspolitik der USA war, dass die Wirtschaft sich in den 60er-Jahren in einer schweren Lage befand. Verantwortlich waren in erster Linie deutlich wachsende Handelsdefizite, sodass in den Vereinigten Staaten mehr importiert als exportiert wurde. Das wiederum führte zu einem dauerhaften Abfluss der amerikanischen Währung in andere Länder. Das zu dieser Zeit aktuelle Währungssystem war dadurch geprägt, dass aufgrund von Bretton Woods der Dollar zu einem festen Wechselkurs in Höhe von 35 Dollar an eine Feinunze Gold gebunden war.
Die anderen Währungen der Welt waren ihrerseits mit ihrem Wert an den Dollar gekoppelt. Das Währungssystem sollte eigentlich für Stabilität stehen, was jedoch gegen Ende der 60er-Jahre nicht mehr wie gewünscht funktionierte. Zu dieser Zeit wuchs insbesondere die Menge an Dollar-Reserven, die im Ausland von anderen Staaten gehalten wurden. Darüber hinaus starteten zahlreiche Länder damit, allen voran Frankreich, ihre bestehenden Reserven an US-Dollar in Gold einzutauschen.
Das wiederum übte einen deutlichen Druck auf die Goldreserven der USA aus. Hinzu kam, dass die Vereinigten Staaten mehr Geld gedruckt hatten, als in Form von Gold zur Absicherung hinterlegt wurde. Auf dieser Basis stand die USA vor einer Entscheidung zwischen den folgenden zwei Alternativen:
Die erste Option hätte zur Folge gehabt, dass die Menschen zunehmend das Vertrauen in den US-Dollar verloren hätten. Veränderungen waren somit aus Sicht von Nixon und Finanzminister Connally dringend notwendig. Aus diesem Grund entschieden sich die Vereinigten Staaten, den Goldstandard aufzulösen.
Welche Auswirkungen hatte das Ende des Goldstandards?
Nachdem der amerikanische Präsident verkündete, dass es zukünftig keine Umtauschpflicht des Dollars in Gold – wie in Bretton Woods vereinbart – mehr geben würde, zeigten sich zunächst an den Finanzmärkten rund um den Globus größere Turbulenzen. Eine direkte Folge war eine Neubewertung von Währungen sowie sonstigen Vermögenswerten. So erlebten die Menschen damals erhebliche Schwankungen des Wertes der Währungen anderer Staaten gegenüber dem US-Dollar. Diese Unsicherheit wiederum übertrug sich auf den Handel. Die Preise waren nun noch schwerer kalkulierbar und es gab in der Folge in den USA mehrere Jahre einer Inflation. Zudem stieg die Geldmenge erheblich an, wodurch die Inflation weiter befeuert wurde. Zusammengefasst hatten die Maßnahmen zur damaligen Zeit folgende Auswirkungen:
Wie wirkte sich der Nixon Schock auf den Goldpreis aus?
Nach dem durch Präsident Nixon veranlassten Ende des Goldstandards nahm der Goldpreis in den kommenden Jahren eine äußerst positive Entwicklung. Nachdem er zuvor auf 35 Dollar je Feinunze Gold festgelegt wurde, stieg er zunächst bis auf knapp 200 Dollar im Jahre 1975. Fünf Jahre später, also 1980, schnellte das Edelmetall sogar zum Teil bis auf 850 Dollar empor. Verantwortlich dafür waren in erster Linie die schlecht laufenden Volkswirtschaften anderer Staaten sowie eine erhebliche Inflation.
Goldpreis bis 1970 Tabelle
Unserer nachfolgenden Tabelle können Sie entnehmen, wie sich der Goldpreis bis zum Jahre 1970, also bis kurz vor dem Nixon Schock, entwickelte.
Jahr | Goldpreis in US-Dollar | Prozentuelle Änderung |
1971 | 35 $ | 0,00% |
1972 | 63,84 $ | 82,40% |
1973 | 106,48 $ | 66,79% |
1974 | 183,77 $ | 72,59% |
1975 | 139,29 $ | -24,20% |
1976 | 133,77 $ | -3,96% |
1977 | 161,10 $ | 20,43% |
1978 | 208,10 $ | 29,17% |
1979 | 459,00 $ | 120,57% |
1980 | 594,90 $ | 29,61% |
1981 | 400,00 $ | -32,76% |
1982 | 447,00 $ | 11,75% |
1983 | 380,00 $ | -14,99% |
1984 | 308,00 $ | -18,95% |
1985 | 327,00 $ | 6,17% |
1986 | 391,00 $ | 19,57% |
1987 | 486,00 $ | 24,30% |
1988 | 410,15 $ | -15,61% |
1989 | 401,00 $ | -2,23% |
1990 | 386,20 $ | -3,69% |
1991 | 353,30 $ | -8,52% |
1992 | 333,05 $ | -5,73% |
1993 | 390,75 $ | 17,32% |
1994 | 382,75 $ | -2,05% |
1995 | 387,75 $ | 1,31% |
1996 | 369,65 $ | -4,67% |
1997 | 287,05 $ | -22,35% |
1998 | 288,70 $ | 0,57% |
1999 | 290,25 $ | 0,54% |
2000 | 272,65 $ | -6,06% |
2001 | 276,50 $ | 1,41% |
2002 | 342,75 $ | 23,96% |
2003 | 417,25 $ | 21,74% |
2004 | 435,60 $ | 4,40% |
2005 | 513,00 $ | 17,77% |
2006 | 635,70 $ | 23,92% |
2007 | 836,50 $ | 31,59% |
2008 | 869,75 $ | 3,97% |
2009 | 1.087,50 $ | 25,04% |
2010 | 1.420,25 $ | 30,60% |
2011 | 1.531,00 $ | 7,80% |
2012 | 1.664,00 $ | 8,69% |
2013 | 1.204,50 $ | -27,61% |
2014 | 1.199,25 $ | -0,44% |
2015 | 1.060,00 $ | -11,61% |
2016 | 1.151,70 $ | 8,65% |
2017 | 1.296,50 $ | 12,57% |
2018 | 1.281,65 $ | -1,15% |
2019 | 1.523,00 $ | 18,83% |
2020 | 1.895,10 $ | 24,43% |
2021 | 1.828,60 $ | -3,51% |
2022 | 1.824,32 $ | -0,23% |
2023 | 2.062,92 $ | 13,08% |
Wie hat der Nixon Schock unser heutiges Geldsystem geprägt?
Hätten Sie gedacht, dass der damalige Nixon Schock auch unser Geldsystem in Europa, wie wir es heute kennen, maßgeblich geprägt hat? Tatsächlich waren die Veränderungen im Währungssystem der USA eine wichtige Basis für das heutige Finanz- und Währungssystem der EU, nachdem der Goldstandard nach Bretton Woods aufgehoben wurde. Das bezieht sich insbesondere auf die Abschaffung des Goldstandards, die dafür sorgte, dass sich der Wert einzelner Währungen zueinander auf Grundlage von Angebot und Nachfrage frei am Markt bilden kann. Diese Tatsache führt zu einer Erleichterung des internationalen Handels, birgt allerdings ebenso die Gefahr einer gewissen Instabilität.
Ein eher negativer Aspekt ist zudem, dass die Notenbanken der Staaten und Wirtschaftsregionen faktisch unbegrenzt neues Geld drucken dürfen, was zu einer erheblichen Ausweitung der Geldmenge führt. Ein weiterer Aspekt am Nixon Schock ist, dass sich das Denken – auch der Notenbanken – zu Währungen und Märkten in Europa zur damaligen Zeit grundlegend änderte. Es gab in der Folge einen Zusammenschluss vieler europäischer Staaten, um die gegenseitigen Wechselkurse zu fixieren. Daraus folgte letztendlich die heutige Währung: der Euro. Die Entwicklung in Europa stellte sich in Schritten wie folgt dar:
Vereinfacht gesagt ist es nicht unwahrscheinlich, dass es den Euro heutzutage nicht geben würde, wäre es 1971 in den USA nicht zum Nixon Schock gekommen.