Deutsche Bahn: Kritik am Zug-Chaos nach EM-Spiel überzogen
Die Deutsche Bahn sieht sich nach den EM-Gruppenspielen in Gelsenkirchen und Düsseldorf heftiger Kritik ausgesetzt. Vor allem die Schwierigkeiten bei der An- und Abreise der Fans sorgten für Unmut. Überfüllte Züge und lange Wartezeiten prägten das Bild. Doch die Bahn hält die Vorwürfe für überzogen.
Generalkritik an Stadt und Bewohnern
Ralf Thieme, der für die Bahnhöfe zuständige Vorstand der Infrastruktursparte, betonte gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, dass die Kritik teilweise das Maß und die Mitte verloren habe. „Da ist mitunter eine Generalkritik an der Stadt und ihren Bewohnern artikuliert worden, die Maß und Mitte verloren hat“, sagte Thieme.
Sonderzüge als Lösung
Thieme erklärte weiter, dass die Bahn bei zukünftigen Spielen verstärkt auf alternative Fahrtrouten hinweisen werde. Zudem solle ein Sonderzug von Gelsenkirchen in Richtung Düsseldorf und Köln eingesetzt werden. „Man kann darüber streiten, wie oft Züge bei einem solchen Event fahren müssen – in Gelsenkirchen sind sie nach dem Spiel alle paar Minuten abgefahren“, so Thieme. „Wenn aber 50.000 Leute aus dem Stadion strömen, bekommen naturgemäß nicht alle die erste Bahn.“
Entschuldigung für Fans aus Österreich
Nach der Partie England gegen Serbien am vergangenen Sonntag hatten zahlreiche Fans über Chaos bei der Abreise aus Gelsenkirchen geklagt. Noch Stunden nach Abpfiff waren die Bahnsteige überfüllt. Dagegen bat die Bahn Fans aus Österreich um Entschuldigung, die aufgrund einer Baustelle erst zur zweiten Halbzeit des Spiels ihrer Nationalmannschaft in Düsseldorf angekommen waren.
„Wir werden einen guten und kulanten Weg finden, sie zu entschädigen“, versprach Thieme. Es sei nur diese eine Baustelle nicht rechtzeitig vor Beginn des Turniers fertig geworden, weil in der Nacht von Sonntag auf Montag dort eine Baumaschine kaputtgegangen sei. Von Tausenden gestrandeten Fans könne nicht die Rede sein, widersprach der Vorstand anderslautenden Meldungen. Es gehe um rund 150 betroffene Fans, für die die Verspätung aber „total ärgerlich“ gewesen sei.
Erfolgreicher EM-Auftakt für die Deutsche Bahn
Insgesamt zeigt sich die Bahn mit dem Auftakt der EM zufrieden. 1,2 Millionen Fahrgäste zählte das Unternehmen am ersten Wochenende, darunter 100.000 Fans. Zu gewalttätigen Übergriffen sei es nicht gekommen. „Das erste Wochenende verlief völlig friedlich“, sagte Thieme. Dies sei auch dem Einsatz von 6.000 Bundespolizisten und 4.000 eigenen Sicherheitsleuten zu verdanken. Auch Polizisten aus den Heimatländern der Nationalmannschaften begleiteten ihre Fans.
Die Kritik an der Deutschen Bahn mag in Teilen berechtigt sein, doch scheint sie in ihrer Schärfe überzogen. Es bleibt abzuwarten, ob die angekündigten Maßnahmen bei den kommenden Spielen für eine reibungslosere An- und Abreise der Fans sorgen werden.
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