Studie: Nur 190 deutsche Dörfer vollständig mit Glasfaser versorgt
In Deutschland gibt es bislang nur 190 Dörfer mit unter 3.000 Einwohnern, die vollständig mit Glasfaser versorgt sind. Dies entspricht nicht einmal drei Prozent aller kleinen Gemeinden. Diese alarmierende Zahl geht aus einer Marktanalyse des Vergleichsportals Verivox hervor, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten.
Schleswig-Holstein führt beim Glasfaserausbau
Die meisten vollversorgten Dörfer befinden sich mit Abstand in Schleswig-Holstein (121), gefolgt von Niedersachsen (28) und Rheinland-Pfalz (20). In sieben Flächenländern gibt es laut Verivox noch kein zu 100 Prozent mit Glasfaser versorgtes Dorf – darunter Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Hessen und das Saarland.
Schnelles Internet sollte eigentlich selbstverständlich sein
Ramona Pop, die Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV), betonte gegenüber den Funke-Zeitungen, dass der Zugang zu schnellem Internet im Jahr 2024 eine Selbstverständlichkeit sein sollte. „Darum sollte der Glasfaserausbau flächendeckend erfolgen. Es darf keine Rolle spielen, ob jemand auf dem Land oder in der Stadt lebt. Schnelles Internet ist kein Luxusgut, sondern eine Frage der Teilhabe – und die muss unabhängig vom Wohnsitz gewährleistet werden“, forderte Pop.
Norddeutschland als Vorreiter
Insgesamt ist der Ausbau des Glasfasernetzes bislang in Norddeutschland am weitesten vorangeschritten, so Verivox. Der Stadtstaat Hamburg führt mit 68 Prozent Glasfaseranteil die deutschlandweite Versorgungsstatistik an. Schleswig-Holstein (59,1 Prozent) und Niedersachsen (54,3 Prozent) folgen und sind die beiden bestversorgten Flächenländer.
Schlusslicht Saarland
Auf den weiteren Rängen landen Mecklenburg-Vorpommern (41,7 Prozent), Brandenburg (41,1 Prozent), Bremen (32,6 Prozent), Nordrhein-Westfalen (31,6 Prozent) und Berlin (30 Prozent). Das Saarland bildet mit nur 12,4 Prozent Glasfaseranteil das Schlusslicht. Diese Daten basieren auf dem aktuellen Breitbandatlas der Bundesnetzagentur.
Ambitionierte Ziele der Ampelkoalition
Die Ampelkoalition hat sich zum Ziel gesetzt, Deutschland bis 2030 flächendeckend mit Glasfaser und dem neuesten Mobilfunkstandard zu erschließen. Doch angesichts der aktuellen Zahlen und des schleppenden Fortschritts erscheint dieses Ziel äußerst ambitioniert. Es bleibt abzuwarten, ob die Bundesregierung die notwendigen Schritte einleitet, um dieses Vorhaben tatsächlich zu realisieren.
Es stellt sich die Frage, warum Deutschland in Sachen Digitalisierung und Infrastruktur so weit hinterherhinkt. Während andere Länder bereits flächendeckend schnelles Internet bieten, scheint Deutschland im Schneckentempo voranzukommen. Dies ist nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein gesellschaftliches Problem, das dringend angegangen werden muss.
Der schleppende Glasfaserausbau zeigt einmal mehr die Versäumnisse der aktuellen Politik auf. Schnelles Internet sollte längst zur Grundversorgung gehören und nicht nur in wenigen privilegierten Regionen verfügbar sein. Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen endlich aufwachen und die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um Deutschland fit für die digitale Zukunft zu machen.
In einer Zeit, in der Digitalisierung und Vernetzung immer wichtiger werden, darf Deutschland nicht den Anschluss verlieren. Der Glasfaserausbau muss daher höchste Priorität haben, um allen Bürgern – egal ob auf dem Land oder in der Stadt – gleiche Chancen zu bieten.
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