
Politisches Taktieren: Klöckner rudert nach Grünen-Protest bei AfD-Besuch zurück
Die designierte Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) gerät noch vor ihrem Amtsantritt in die Schusslinie der politischen Auseinandersetzung. Ein geplanter Antrittsbesuch bei der AfD-Bundestagsfraktion sorgte für erheblichen Wirbel und musste nach massivem Druck der Grünen schließlich abgesagt werden. Ein Vorgang, der die zunehmende Polarisierung im politischen Berlin deutlich macht.
Grüne setzen Klöckner unter Druck
Die frühere Landwirtschaftsministerin hatte ursprünglich angekündigt, sich allen Fraktionen im Parlament vorstellen zu wollen - ein durchaus üblicher Vorgang bei der Übernahme des zweithöchsten Staatsamtes. Doch die Grünen-Fraktionsvorsitzenden Katharina Dröge und Britta Haßelmann reagierten mit einem scharf formulierten Protestschreiben. Sie warnten vor einer "Normalisierung" im Umgang mit einer Fraktion, deren Abgeordnete "rechtsextreme und verfassungsfeindliche Aussagen" von sich gäben.
Terminprobleme als willkommener Ausweg
Offiziell scheiterte der Besuch bei der AfD an Terminkollisionen - die Fraktionssitzung wurde kurzfristig auf einen Zeitpunkt verlegt, an dem Klöckner bereits der SPD-Fraktion zugesagt hatte. Ein möglicherweise willkommener Ausweg aus der politischen Zwickmühle für die CDU-Politikerin.
Umstrittene Vergangenheit als Ministerin
Die 52-jährige Rheinland-Pfälzerin bringt selbst eine durchaus kontroverse politische Vita mit. Als Bundeslandwirtschaftsministerin geriet sie wegen ihrer wirtschaftsfreundlichen Politik mehrfach in die Kritik. Besonders ihre Nähe zum Lebensmittelkonzern Nestlé wurde ihr zum Verhängnis - beim Mainzer Karneval verspottete man sie gar mit einem Wagen, der sie mit dem Nestlé-Deutschland-Chef in "Julias Liebesnestle" zeigte.
Kritik an Doppelrolle
Auch ihre aktuelle Position als CDU-Schatzmeisterin wirft Fragen auf. Die Organisation Lobbycontrol sieht einen klaren Interessenkonflikt, da Klöckner als Bundestagspräsidentin künftig die Aufsicht über die Parteienfinanzierung führen soll. Eine Personalentscheidung, die durchaus Anlass zur Sorge gibt.
Herausforderungen im neuen Amt
Als künftige Bundestagspräsidentin steht Klöckner vor erheblichen Herausforderungen. Der Ton im Parlament ist seit dem Einzug der AfD deutlich rauer geworden. Ihre Vorgängerin Bärbel Bas (SPD) beklagte wiederholt die zunehmend härtere und diskriminierende Sprache im Plenum. Klöckner will nach eigenen Aussagen für Debatten mit "Respekt und Würde" sorgen - ein ambitioniertes Ziel in einem zunehmend polarisierten politischen Klima.
CDU-Chef Friedrich Merz gab seiner Parteikollegin einen bedeutungsschweren Auftrag mit auf den Weg: "Dieses Haus ist das Herz unserer Demokratie, und die Präsidentin wird darauf zu achten haben, dass dieses Herz nicht beschädigt wird." Eine Aufgabe, die angesichts der aktuellen politischen Gemengelage mehr als herausfordernd erscheint.

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