China und Taiwan: Drohende Eskalation durch wirtschaftlichen Zwang und Cyber-Angriffe
China verfolgt weiterhin das Ziel, Taiwan unter seine Kontrolle zu bringen. Eine neue Studie zeigt nun auf, welche Szenarien dabei wahrscheinlich sind. Mit einer Mischung aus wirtschaftlichem Zwang, Cyber-Angriffen und begrenzten militärischen Maßnahmen könnte Peking versuchen, den Inselstaat zu destabilisieren und zur Aufgabe zu zwingen.
Xi Jinpings Vision einer "Wiedervereinigung"
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping betonte jüngst vor Parteikadern die chinesischen Ansprüche auf Taiwan. Mit Pathos erklärte er, dass Taiwan ein „heiliges Territorium Chinas“ sei und die Menschen auf beiden Seiten der Taiwanstraße „durch Blut verbunden“ seien. Diese Worte wurden in Taiwan als Drohung verstanden.
Seit dem 1. Oktober 1949 gibt es zwei chinesische Staaten – die kommunistische Volksrepublik China und die Republik China, die auf Taiwan weiterlebt. Xi Jinping lässt keinen Zweifel daran, dass er Taiwan mit China „wiedervereinigen“ will. Bis 2049, wenn die Volksrepublik auf 100 Jahre Geschichte zurückblickt, soll sich das ganze Land hinter der Kommunistischen Partei versammeln – einschließlich Taiwan.
Wirtschaftlicher Zwang und Cyber-Angriffe als Strategie
Eine neue Studie der US-Denkfabrik Foundation for Defense of Democracies und der Taiwan Academy of Banking and Finance nennt das „wahrscheinlichste Szenario“ für einen chinesischen Angriff auf Taiwan. Demnach könnte Peking eine cyber-gestützte Kampagne starten, um wirtschaftlichen Druck auszuüben. Dies würde Taiwan in die Knie zwingen, ohne dass ein blutiger Krieg notwendig wäre.
China könnte etwa die Einfuhr taiwanesischer Produkte verbieten oder mit hohen Zöllen belegen, Leerverkäufe taiwanesischer Aktien betreiben oder Banküberweisungen von Taiwan nach China einfrieren. Auch das Durchtrennen von Glasfaserkabeln oder das Abschneiden von Energieeinfuhren sind denkbar. Zusammen mit Cyberangriffen könnte dies die taiwanische Bevölkerung zermürben.
Die Rolle der westlichen Verbündeten
Für China wäre eine derartige Taktik mit geringen Kosten verbunden. Peking könnte leugnen, hinter den Angriffen zu stecken. Zudem ist fraglich, ob und wie die westlichen Verbündeten Taiwans eingreifen würden. Anders als bei einer direkten militärischen Invasion würden sich rote Linien, die etwa die USA gesetzt haben, nur langsam verschieben – bis ein Eingreifen aufseiten Taiwans zu spät sei.
Stärkung der Widerstandsfähigkeit
Die Studienautoren fordern, dass Taiwan umgehend damit beginnen müsse, seine Abhängigkeiten von China zu reduzieren und seine Kommunikations- und Energieinfrastruktur krisensicherer zu machen. „Kurz gesagt: Taipeh muss zusammen mit Washington und seinen Verbündeten Taiwans wirtschaftliche, cyber- und gesellschaftliche Widerstandsfähigkeit stärken, um seine Fähigkeit, chinesischem Zwang zu widerstehen, von Wochen auf Monate oder Jahre auszudehnen.“
Auch Taiwans De-facto-Botschafter in Berlin warnte unlängst vor der Gefahr eines chinesischen Angriffs. „Es ist deshalb wichtig, Xi Jinping zu warnen: Komm bloß nicht auf die Idee, Taiwan anzugreifen! Der Preis für dich wird so hoch sein, dass du diese Entscheidung mit Sicherheit sehr bereuen wirst“, sagte Shieh Jhy-Wey im Interview.
Die Lage bleibt angespannt und es ist unklar, wie sich die Situation weiterentwickeln wird. Klar ist jedoch, dass Taiwan und seine Verbündeten wachsam bleiben müssen, um den Einfluss Chinas abzuwehren.
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