Türkei verstärkt Silberimporte und drosselt Goldlieferungen
Die türkischen Importe von Gold sind weiterhin rückläufig, während die Silberlieferungen im vergangenen Monat stark zugenommen haben. Laut Angaben der Borsa Istanbul importierte die Türkei im letzten Monat lediglich rund 6,2 Tonnen Gold, was einen Rückgang von 15 Prozent gegenüber dem bereits schwachen Vormonat bedeutet. Im Vergleich zum Vorjahr brachen die Goldimporte sogar um 83 Prozent ein. Insgesamt wurden in den ersten sieben Monaten des Jahres 2024 nur 72,23 Tonnen Gold eingeführt, was einem Rückgang von 67 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2023 entspricht.
Goldimporte weiter gedeckelt?
Bereits im April wurde über eine staatliche Importquote für Gold berichtet, die dazu dienen sollte, die Handelsbilanz der Türkei zu stabilisieren und die Lira zu stützen. Um Gold und Silber an internationalen Märkten zu kaufen, benötigt man US-Dollar. Nachdem in den ersten fünf Monaten des Jahres ein konstantes Importniveau von monatlich rund 11 Tonnen beobachtet wurde, ist die Liefermenge nun weiter gesunken.
Ob die tatsächliche türkische Goldnachfrage weiterhin höher ist als das durch die Einfuhr bereitgestellte Angebot, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Kauflaune in der Türkei vom starken Goldpreis-Anstieg der letzten Monate nicht unberührt bleibt.
Silberimporte steigen deutlich
Vieles spricht dafür, dass das in der Schmuckverarbeitung verwendete Gold stärker durch Silber substituiert wird. Der Silberpreis ist in den vergangenen Monaten kontinuierlich gesunken. Seit Mai ist der Kurs für eine Feinunze Silber auf Dollar-Basis um fast 15 Prozent gefallen. Dementsprechend stiegen die Silberimporte der Türkei im Juli wieder deutlich an. Nachdem im Vormonat lediglich 0,44 Tonnen in der Einfuhrstatistik der Borsa Istanbul erschienen, waren es im vergangenen Monat 47,9 Tonnen. Das entspricht der größten Importmenge seit Dezember 2023, als vier Monate in Folge jeweils mehr als 100 Tonnen Silber in die Türkei gelangten.
Hintergrund
Angesichts der wirtschaftlichen Probleme und der hohen Inflation gab es in der Türkei bis zuletzt eine große private Nachfrage nach Gold und Silber, insbesondere für Schmuck. Diese Nachfrage ist jedoch auch preissensibel, da der Goldpreis in Lira gerechnet mehrfach neue Rekordhochs markierte. Die Inflation in der Türkei bleibt hoch, obwohl die Inflationsrate im Juli mit 61 Prozent festgestellt wurde – die niedrigste Preissteigerung seit Oktober 2023. Im Vormonat lag die türkische Inflation noch bei 71,6 Prozent.
Schwache Währung, steigende Edelmetallpreise
Die Türkische Lira bleibt schwach gegenüber dem US-Dollar und wertete innerhalb der vergangenen zwölf Monate um 19 Prozent gegenüber dem Greenback ab. Im gleichen Zeitraum stieg der Goldpreis in Türkischer Lira um 60 Prozent, während sich Silber um 52 Prozent verteuerte.
In Anbetracht dieser Entwicklungen ist es nicht verwunderlich, dass die Türkei ihre Importe von Silber verstärkt, während die Goldimporte weiter gedrosselt werden. Diese Strategie könnte Teil eines größeren Plans sein, um die wirtschaftliche Stabilität im Land zu fördern und die Auswirkungen der hohen Inflation abzumildern.
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