
Mercedes-Benz kappt Kleinwagen-Sparte: Das Ende einer deutsch-französischen Liaison
Der Stuttgarter Premiumhersteller Mercedes-Benz zieht einen radikalen Schlussstrich unter sein Engagement im Segment der kleinen Nutzfahrzeuge. Die Modelle T-Klasse, Citan sowie deren elektrische Pendants EQT und eCitan werden ab dem zweiten Quartal 2026 nicht mehr produziert. Diese Entscheidung markiert das Ende einer langjährigen, aber offenbar wenig erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem französischen Autobauer Renault.
Strategische Neuausrichtung: Größer, teurer, profitabler
Die Entscheidung folgt der im Mai 2023 verkündeten Unternehmensstrategie "Wachstum in profitablen Segmenten". Der Stern am Himmel der deutschen Automobilindustrie konzentriert sich künftig auf das deutlich lukrativere Geschäft mit mittelgroßen und großen Transportern. Eine Entwicklung, die angesichts der schwachen Verkaufszahlen im Kleinwagensegment kaum überrascht: Gerade einmal 7.000 Einheiten wurden im ersten Quartal 2025 abgesetzt - ein regelrechtes Desaster für einen Konzern dieser Größenordnung.
Das Scheitern der deutsch-französischen Kooperation
Die 2009 gestartete Zusammenarbeit mit Renault entpuppt sich rückblickend als kostspielige Fehlinvestition. Die im nordfranzösischen Maubeuge produzierten Fahrzeuge, die technisch weitgehend baugleich mit dem Renault Kangoo und dem Nissan Townstar waren, konnten die hochgesteckten Erwartungen nie erfüllen. Der Citan entwickelte sich zum wirtschaftlichen Problemkind, das nun endgültig zu Grabe getragen wird.
Zukunftsstrategie: Zurück zu deutschen Tugenden
Mercedes-Benz setzt künftig wieder verstärkt auf eigene Entwicklungen und Technologien. Ab 2026 werden zwei neue Plattformen eingeführt: die vollelektrische VAN.EA und die VAN.CA für moderne Verbrenner-Transporter. Diese Rückbesinnung auf traditionelle Stärken könnte sich als kluger Schachzug erweisen, nachdem das Experiment mit französischer Technik gescheitert ist.
Bestandskunden im Blick
Trotz des harten Schnitts verspricht Mercedes-Benz seinen Bestandskunden weiterhin umfassende Unterstützung. Die Ersatzteilversorgung soll für mindestens zehn Jahre gesichert sein, bei mobilitätsrelevanten Komponenten sogar für 15 Jahre nach Produktionsende. Eine Zusage, die man von einem deutschen Premiumhersteller durchaus erwarten darf.
Marktentwicklung erzwingt radikalen Schnitt
Die dramatisch eingebrochenen Absatzzahlen in Schlüsselmärkten wie Nordamerika und China, gepaart mit einer spürbaren Kaufzurückhaltung in Europa, machen den Rückzug aus dem Kleinwagensegment auch betriebswirtschaftlich alternativlos. Mercedes-Benz zeigt damit einmal mehr, dass wirtschaftliche Vernunft über sentimentale Bindungen triumphiert - eine Lektion, die auch andere deutsche Unternehmen in Zeiten zunehmender globaler Herausforderungen beherzigen sollten.
Diese strategische Neuausrichtung könnte sich als wegweisend für die gesamte deutsche Automobilindustrie erweisen. Statt sich in wenig profitablen Marktsegmenten zu verzetteln, konzentriert sich der Stuttgarter Konzern auf seine Kernkompetenzen im Premium-Segment. Eine Entscheidung, die in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und zunehmender Konkurrenz aus Fernost mehr als nachvollziehbar erscheint.
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