Kontroverse um Tesla: Hausbesuche bei krankgeschriebenen Mitarbeitern in Grünheide
In der Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin sorgt eine umstrittene Praxis für Aufsehen: Mitarbeiter, die häufig krankgeschrieben sind, müssen mit unangekündigten Hausbesuchen rechnen. Diese Maßnahme wird von Führungskräften des Unternehmens verteidigt, während die Gewerkschaft IG Metall scharfe Kritik übt.
Verteidigung durch Tesla-Management
André Thierig, Manager des Tesla-Werks in Grünheide, erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass die Hausbesuche dazu dienen sollen, die Arbeitsmoral der Belegschaft zu stärken. „Wir wollten an die Arbeitsmoral der Belegschaft appellieren“, betonte Thierig. Er fügte hinzu, dass Hausbesuche in der Unternehmenswelt keine Seltenheit seien und dass viele Unternehmen ähnliche Maßnahmen ergreifen würden.
„Nicht ehrenhaft“: Scharfe Worte der Werksleitung
Auf einer Betriebsversammlung sollen Werksleiter André Thierig und Personalchef Erik Demmler Mitarbeiter mit hohen Fehlzeiten als „nicht ehrenhaft“ bezeichnet haben. Diese drastischen Worte wurden von der IG Metall scharf kritisiert. Die Gewerkschaft spricht von einer „abwegigen Aktion“ und weist auf die hohe Arbeitsbelastung in der Autofabrik hin.
Unverständnis bei der IG Metall
Die IG Metall sieht die Ursache für den hohen Krankenstand nicht bei den Mitarbeitern, sondern bei den Arbeitsbedingungen. Dirk Schulze, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen, erklärte, dass Beschäftigte aus fast allen Bereichen des Werks von extrem hoher Arbeitsbelastung berichten. Wenn Personal fehle, werde zusätzlicher Druck auf die verbleibenden Mitarbeiter ausgeübt, was den Krankenstand weiter in die Höhe treibe.
Teufelskreis der Überlastung
Schulze forderte die Werksleitung auf, diesen „Teufelskreis“ zu durchbrechen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern, anstatt die Mitarbeiter zu beschuldigen. Er betonte, dass die Maßnahmen von Tesla nicht dazu beitragen würden, den Krankenstand zu senken, sondern eher das Gegenteil bewirken könnten.
Hausbesuche als Reaktion auf hohen Krankenstand
Der hohe Krankenstand in den Sommermonaten, der phasenweise 15 Prozent oder mehr erreichte, war laut Thierig der Auslöser für die unangekündigten Hausbesuche. Auf der Betriebsversammlung habe man die Belegschaft über diese Maßnahme informiert und laut Thierig sei die Reaktion insgesamt positiv gewesen. Es gab jedoch auch Berichte über aggressive Reaktionen seitens der besuchten Mitarbeiter.
Arbeitsbedingungen nicht der Grund?
Die Werksleitung von Tesla sieht die Ursache für den hohen Krankenstand nicht in den Arbeitsbedingungen. Thierig wies darauf hin, dass freitags und in Spätschichten etwa fünf Prozent mehr Mitarbeiter krankgemeldet seien als an anderen Tagen. Dies sei kein Indikator für schlechte Arbeitsbedingungen, sondern deute darauf hin, dass das deutsche Sozialsystem ausgenutzt werde.
Die Kontroverse um die Hausbesuche bei Tesla in Grünheide zeigt einmal mehr die Spannungen zwischen Unternehmensführung und Gewerkschaften. Während Tesla auf eine hohe Arbeitsmoral pocht, sieht die IG Metall die Verantwortung für den hohen Krankenstand bei der Unternehmensführung. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Situation weiterentwickeln wird und welche Maßnahmen letztlich ergriffen werden, um die Arbeitsbedingungen in der Gigafactory zu verbessern.
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