Dänemarks Mega-„Energieinsel“: Investor steigt aus, Habeck steigt ein
In der Nordsee soll das größte Bauprojekt in der Geschichte Dänemarks entstehen: Eine Energieinsel, die die Stromerzeugung aus Offshore-Windenergie effektiver machen soll. Doch während die Kosten steigen, zieht sich ein Großinvestor zurück. Stattdessen zeigt die Bundesregierung unter Wirtschaftsminister Robert Habeck Interesse an einer Beteiligung.
Megaprojekt in der Nordsee
Die geplante Energieinsel, rund 80 Kilometer vor Dänemarks Küste, soll eine Fläche von 12 bis 46 Hektar umfassen. Zum Vergleich: Der Vatikanstaat hat eine Fläche von 44 Hektar. Die rechteckig geformte Insel soll an drei Seiten hohe Mauern haben, um vor den Wellen der Nordsee zu schützen. An der vierten Seite sollen Wartungsboote anlegen können. Alternativ wird auch eine Plattformlösung diskutiert.
Ursprünglich war die Fertigstellung bis 2030 geplant, später auf 2033 verschoben. Nun ist laut „Reuters“ das Jahr 2036 als frühester Termin im Gespräch. In der ersten Etappe des Projekts sollen etwa 200 große Windräder errichtet werden, die rund drei Millionen Haushalte mit Strom versorgen könnten. Die geplante Offshore-Windkapazität liegt bei drei bis vier Gigawatt.
BMWK: Passt sehr gut zu den deutschen Plänen
Daniel Greve, Pressesprecher des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), bestätigte das „große Interesse“ des Ministeriums an einer Kooperation. Die zusätzliche Offshore-Windkraftkapazität passe sehr gut zu den deutschen Plänen für die Energiewende. Die Energieinsel werde mit groß dimensionierten Leitungen an Dänemark und Deutschland angeschlossen.
Greve betonte die Bedeutung Dänemarks als Partner und verwies auf das Kooperationsprojekt Bornholm Energy Island, bei dem die Insel Bornholm mit Windkraftanlagen als Stromlieferant für beide Länder dienen soll. Eine rund 470 Kilometer lange Stromleitung soll einen Teil des Stroms nach Deutschland transportieren.
Springt Belgien ab?
Ursprünglich war die Energieinsel als Kooperationsprojekt zwischen Dänemark und Belgien geplant. Doch aufgrund gestiegener Rohstoffpreise und höherer Zinssätze konnte bisher kein gemeinsamer Weg gefunden werden, der für Dänemark akzeptabel war, so der dänische Energieminister Lars Aagard. Die Voraussetzung war, dass das Projekt ohne Subventionen einen positiven Gewinn für beide Länder abwerfen würde.
Während die Kooperation mit Belgien zu scheitern droht, zeigt Deutschland nun Interesse. Eine direkte Stromverbindung nach Deutschland würde in die Planung aufgenommen werden. Aagard äußerte sich positiv über das deutsche Interesse.
Gestiegene Kosten
Die geschätzten Kosten für das Projekt wurden bereits nach oben korrigiert und liegen nun über 200 Milliarden dänischen Kronen (26,8 Milliarden Euro). Zusätzlich seien umgerechnet 6,7 Milliarden Euro an staatlicher Unterstützung erforderlich. Wie sich die Kosten zwischen Dänemark und Deutschland aufteilen, ist noch Gegenstand von Verhandlungen.
Deutschland plant, die Fläche der Nordsee großzügig für den Ausbau der Windkraft zu nutzen. Rund 20 bis 25 Prozent der Fläche sollen nach Berechnung des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie für Windparks genutzt werden. Bis 2045 will die Ampelregierung die installierte Leistung der Offshore-Windenergie auf 70 Gigawatt steigern.
Die Beteiligung Deutschlands an der dänischen Energieinsel könnte ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen und unabhängigen Energieversorgung sein. Doch angesichts der gestiegenen Kosten und der unsicheren Fertigstellung bleibt abzuwarten, wie erfolgreich dieses ambitionierte Projekt letztlich sein wird.
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