Zwischen Regen und Marktzwängen: Deutsche Bauern in der Krise
Schlechte Ernteerträge und niedrige Preise
Die Hoffnung auf eine ertragreiche Weizenernte war groß, doch vielerorts macht sich bei den deutschen Landwirten Enttäuschung breit. Grund dafür sind nicht nur die geringen Ernteerträge, sondern auch die aktuelle Landwirtschaftspolitik. Der Landwirt Hannes Kuhnwald aus Mecklenburg-Vorpommern berichtet, dass er statt der erwarteten 120 dt/ha lediglich auf 90, manchmal sogar nur auf 65 dt/ha kommt. Ähnlich schlechte Ergebnisse melden auch andere Landwirte.
Wetter als kalkuliertes Risiko
„Dass ich in einem besonders nassen Jahr weniger Getreide in schlechterer Qualität einbringe, gehört zum Berufsrisiko“, sagt Thomas Frenk von der Bundesvertretung der Freien Bauern. Doch normalerweise würden die Preise bei geringeren Erträgen steigen, was in diesem Jahr nicht der Fall sei. Schuld daran sei die Verlängerung der Zollfreiheit für ukrainische Agrarprodukte, die es den Agrarhandelskonzernen ermögliche, die Preise zu drücken.
Verfehlte Agrarpolitik der Bundesregierung
Die Ampelkoalition habe es versäumt, Maßnahmen gegen den Preisdruck durch Importe und Monopole zu ergreifen, kritisiert Frenk. Stattdessen habe die Regierung ein Agrarentlastungspaket geschnürt, das von den Landwirten als unzureichend empfunden wird. Der Deutsche Bauernverband kritisierte, dass die steuerlichen Erleichterungen und die versprochene Bürokratieentlastung weit hinter den Anforderungen der Landwirte zurückbleiben.
Verquickungen und Interessenkonflikte
Für die Freien Bauern sind der Bauernverband und seine Verquickungen mit Agrarhandelskonzernen Teil der Problematik. „Mit Susanne Schulze Bockeloh und Joachim Rukwied sitzen zwei Spitzenfunktionäre des Deutschen Bauernverbandes in den Aufsichtsräten der Agrarhandelskonzerne Agravis und BayWa – da wundert es nicht, dass dem Verband zum Preisdruck nichts Besseres einfällt, als seine uneingeschränkte Solidarität mit der Ukraine zum Ausdruck zu bringen“, so Frenk.
Wiederkehrende Proteste
Die sogenannten „Bauernproteste“ sind seit 2019 eine regelmäßige Erscheinung. Die Landwirte protestieren vor allem gegen agrarpolitische Maßnahmen der deutschen und europäischen Regierung, die sie als existenzbedrohend empfinden. Besonders die verschärfte Düngeverordnung und die neuen Umwelt- und Klimaschutzauflagen stehen in der Kritik.
Ein Appell an die Politik
Die Politik dürfe sich nicht von Konzernlobbyisten blenden lassen, sondern müsse den Dialog mit der landwirtschaftlichen Basis suchen, appellieren die Freien Bauern. Die Bundesregierung habe es bislang versäumt, die großen Fragen anzugehen, so Pressesprecher Reinhard Jung. Es sei schwer vorherzusagen, ob es erneut zu einem Aufflammen der Bauernproteste kommen werde, doch die Freien Bauern werden weiterhin für die Interessen der bäuerlichen Familienbetriebe eintreten.
Fazit
Die deutsche Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Geringe Ernteerträge und niedrige Marktpreise setzen den Landwirten zu. Hinzu kommt eine Agrarpolitik, die den Bedürfnissen der Bauern nicht gerecht wird. Es bleibt abzuwarten, ob die Bundesregierung die notwendigen Schritte unternimmt, um die Situation der Landwirte nachhaltig zu verbessern.
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