Treffen der Notenbanker: Alles anders in Sintra
Einmal im Jahr ziehen sich Europas Notenbanker auf einen der schönsten Flecken Erde zurück, die dieser Kontinent zu bieten hat. Im Städtchen Sintra erholten sich einst die portugiesischen Könige von den Mühen des Regierens. Heute ist die Stadt mit ihren bildschönen Schlössern ein Anziehungspunkt für Touristen.
Seit 2014 kommt hier stets im Sommer der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) für mehrere Tage zusammen, um sich fernab vom EZB-Sitz in Frankfurt mit Ökonomen und Geldpolitikern aus aller Welt auszutauschen. Das „EZB-Forum zum Zentralbankwesen“, wie die Notenbank das Treffen technisch nennt, bildet das Gegenstück zu dem traditionsreichen Sommertreffen, das Amerikas Notenbank seit Jahren im Örtchen Jackson Hole in Kansas abhält.
Ein prominentes Treffen mit Veränderungen
Bei der diesjährigen Zusammenkunft in Sintra, die am kommenden Montagabend mit einem festlichen Dinner beginnt und am Mittwoch endet, ist einiges anders als sonst. Auf dem Treffen 2023 hatte sich die Prominenz der Teilnehmer von Panel zu Panel gesteigert und endete mit einem Höhepunkt: Die vier wichtigsten Notenbanker der Welt diskutierten damals 90 Minuten lang die weitere Entwicklung der Inflation.
Brasilien und Südafrika statt Japan und England
Auch in diesem Jahr gäbe es viel zu besprechen. Aber anders als 2023 werden nur zwei der vier Prominenten von damals wieder teilnehmen: Amerikas Notenbankchef Jerome Powell und logischerweise die EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Nicht anreisen werden dagegen die beiden anderen Schwergewichte von 2023, der japanische Notenbankchef Kazuo Ueda und der englische Zentralbankpräsident Andrew Bailey. Womöglich hat den Japaner sein eher blasser Auftritt im Vorjahr von einer weiteren Teilnahme abgehalten. Im Falle des Briten ist der Grund bekannt: Die Unterhauswahl am kommenden Donnerstag hat zu seiner Absage geführt. Selbst US-Notenbankpräsident Powell kann dieses Mal nicht bis zum Ende bleiben. Wie zu hören ist, hat der amerikanische Unabhängigkeitstag am 4. Juli, ein landesweiter Feiertag, die Reisepläne der US-Delegation beeinflusst. Dafür sind einige Schwellenländer ranghoch vertreten: Brasiliens Notenbankchef reist an, der südafrikanische Zentralbankpräsident Lesetja Kganyago darf das Treffen sogar beschließen.
Ein neues Thema im Fokus
Dass die Entwicklung der Inflation auch in diesem Jahr das große Thema des Treffens sein wird, ist wenig erstaunlich. Auffallend ist jedoch eine leichte Akzentverschiebung. Stand das Forum noch im vergangenen Jahr unter dem Motto „Makroökonomische Stabilisierung in einem volatilen Inflationsumfeld“, so heißt die Überschrift dieses Mal „Geldpolitik in Zeiten der Transformation“. Wer will, kann daraus einen versteckten Hinweis ableiten: Die Notenbanker scheinen davon auszugehen, dass die schlimmsten Zeiten der Teuerung mittlerweile hinter der Weltgemeinschaft liegen. Das Trügerische allerdings ist: Im idyllischen Sintra hat man leicht das Gefühl, dass die meisten Probleme gar nicht existieren.
Die Bedeutung für Deutschland
Für Deutschland und seine Bürger könnte diese Entwicklung weitreichende Folgen haben. Die Geldpolitik der EZB hat direkten Einfluss auf die Zinsen und damit auf die Sparguthaben, Kredite und Investitionen. In Zeiten, in denen die Inflation die Ersparnisse der Bürger auffrisst, ist eine kluge und vorausschauende Geldpolitik von größter Bedeutung. Es bleibt abzuwarten, welche konkreten Maßnahmen und Strategien aus dem diesjährigen Treffen hervorgehen werden.
In einer Zeit, in der politische Entscheidungen immer wieder zu Unsicherheiten und Verwerfungen führen, ist es umso wichtiger, dass die Notenbanker ihrer Verantwortung gerecht werden und stabile und verlässliche Rahmenbedingungen schaffen. Die Bürger Deutschlands haben ein Recht darauf, dass ihre Interessen gewahrt und geschützt werden, und es ist die Aufgabe der Politik und der Zentralbanken, diesem Anspruch gerecht zu werden.
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