Rechtsstreit zwischen Bosch und Rivian: Ein Desaster um E-Motoren
Was einst als vielversprechende Partnerschaft begann, hat sich mittlerweile zu einem erbitterten Rechtsstreit entwickelt. Der deutsche Autozulieferer Bosch und der US-Elektroautohersteller Rivian stehen sich vor Gericht gegenüber und werfen sich gegenseitig Vertragsbruch vor. Die einstigen Partner, die 2019 eine Zusammenarbeit zur Produktion von Elektromotoren eingingen, sind nun erbitterte Gegner.
204 Millionen US-Dollar im Zentrum des Streits
Der Konflikt dreht sich um eine Forderung von Bosch in Höhe von 204 Millionen US-Dollar. Diese Summe soll Rivian dem deutschen Technologiekonzern schulden, nachdem das Start-up den bestehenden Liefervertrag im September 2023 überraschend aufgelöst und die Produktion der Elektromotoren in die eigene Fertigung integriert hatte. Rivian hingegen wirft Bosch Qualitätsprobleme vor, die zu erheblichen Produktionsausfällen führten. So sollen im Jahr 2022 etwa 30.000 Fahrzeuge weniger vom Band gelaufen sein als geplant.
Vertragliche Verpflichtungen und Investitionen
Der Streit basiert auf einem Vertrag aus dem Jahr 2019, in dem Bosch die Entwicklung, Produktion und Lieferung von Elektromotoren für die Rivian-Modelle R1T und R1S zusicherte. Bosch investierte erhebliche Summen in die Motorenproduktion, darunter auch in eine neue Fertigungsstrecke in South Carolina. Rivian verpflichtete sich, die Motoren abzunehmen oder im Falle eines vorzeitigen Ausstiegs die nicht gedeckten Produktionskosten zu tragen.
Gegenklage und Vorwürfe
Rivian reagierte auf die Klage von Bosch mit einer sofortigen Gegenklage, die ebenfalls auf Vertragsbruch basiert. Der US-Hersteller wirft Bosch vor, die Produktionslinien vor Beginn des Produktions-Hochlaufs „abgewürgt“ zu haben, was zu katastrophalen finanziellen Auswirkungen führte. Zudem behauptet Rivian, Bosch habe jugendliche Praktikanten mit Taschenlampen eingesetzt, um die Qualität zu kontrollieren – ein Vorwurf, der die Ernsthaftigkeit der Qualitätsprobleme unterstreichen soll.
Produktionsprobleme und Lieferengpässe
Beide Seiten machen sich gegenseitig für Produktionsprobleme verantwortlich. Rivian musste Produktionsziele anpassen, da es Engpässe bei den benötigten Komponenten gab. Bosch hingegen argumentiert, dass ein fehlerhaftes Bauteil von einem anderen, von Rivian beauftragten Lieferanten für die Probleme verantwortlich sei. Die Produktion der E-Aggregate sei aufgrund von fehlenden Halbleitern nicht möglich gewesen.
Ausblick und mögliche Einigung
Ob eine außergerichtliche Einigung zwischen Bosch und Rivian möglich ist, bleibt abzuwarten. Der Rechtsstreit wird vor dem Wayne County Circuit Court in Detroit verhandelt. Mit großem Interesse dürfte der Fall auch in Wolfsburg verfolgt werden, da Volkswagen mit Rivian im Bereich Software-Entwicklung zusammenarbeitet, nachdem das VW-interne Projekt Cariad scheiterte.
Der Ausgang dieses Rechtsstreits wird nicht nur die beiden beteiligten Unternehmen, sondern auch die gesamte Elektroautoindustrie beeinflussen. Es bleibt spannend, wie sich die Situation weiterentwickelt und welche Konsequenzen dies für die beteiligten Parteien haben wird.
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