Professor kritisiert deutsche Wasserstoffstrategie scharf
Die deutsche Wasserstoffstrategie, die als Schlüssel zur Energiewende gilt, stößt auf heftige Kritik. Prof. Dr.-Ing. Markus J. Löffler, ein erfahrener Experte für Energiesysteme, zeigt sich fassungslos über die Unklarheiten und Widersprüche in den Plänen der Bundesregierung.
Unklare Herkunft und Mengen
Ein zentrales Problem der deutschen Wasserstoffstrategie ist die fehlende Klarheit über die Herkunft und die benötigte Menge des Wasserstoffs. Im Gespräch sind Länder wie Australien, Chile und Kanada, die den Wasserstoff liefern sollen. Doch wie dieser Wasserstoff nach Deutschland gelangen soll, ist unklar. „Das Ministerium konnte keine konkreten Antworten liefern“, so Löffler.
Widersprüchliche Bedarfsprognosen
Die Prognosen über den zukünftigen Wasserstoffbedarf variieren stark. Während das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) für 2030 einen Bedarf von 95 bis 130 TWh pro Jahr angibt, prognostiziert die Bundesnetzagentur einen Bedarf von 250 bis 650 TWh jährlich. Löffler und seine Kollegen gehen sogar von 860 TWh pro Jahr aus. Diese Diskrepanzen werfen erhebliche Zweifel an der Seriosität der Strategie auf.
Logistische Herausforderungen
Die logistischen Herausforderungen sind enorm. Wasserstoff aus Australien müsste über eine Distanz von mehr als 23.000 Kilometern verschifft werden. „Die durchschnittliche Länge des Seeweges zu den außereuropäischen Lieferanten beträgt zwischen 1.100 und 23.200 Kilometern“, erklärt Löffler. Dies wirft Fragen über die Effizienz und die Kosten der Wasserstofflieferungen auf.
Speicherproblematik
Ein weiteres großes Problem ist die Speicherung des Wasserstoffs. Deutschland verfügt derzeit nur über etwa 35 TWh an Speicherkapazität, benötigt werden jedoch mindestens 75 TWh, eher sogar über 150 TWh. „Der massive Zubau solcher Speicher müsste gestern begonnen werden“, mahnt Löffler.
Kritik an der Unwirtschaftlichkeit
Löffler kritisiert zudem die Unwirtschaftlichkeit der Wasserstoffproduktion in Deutschland. Eine Studie für die Europäische Kommission aus dem Jahr 2023 habe gezeigt, dass die Elektrolyse in Deutschland nicht wirtschaftlich sei. „Geht man davon aus, dass der künftige Wasserstoffbedarf Deutschlands fast nur vom Ausland bewältigt werden soll, kommen Zweifel auf, ob die Energiewende auf dem richtigen Weg ist“, so Löffler.
Politische Abhängigkeiten
Die Abhängigkeit von ausländischen Wasserstofflieferanten könnte Deutschland in politische Abhängigkeiten treiben. „Die Ansprüche Deutschlands an das Ausland, insbesondere an weit entfernte und kaum beeinflussbare Länder, werden immer höher“, warnt Löffler.
Fazit
Die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung steht auf tönernen Füßen. Ohne klare Antworten auf die drängenden Fragen zur Herkunft, Menge und Speicherung des Wasserstoffs sowie zur Wirtschaftlichkeit der Produktion, bleibt die Energiewende ein unsicheres Unterfangen. „Politik beugt keine Fakten, sondern Fakten beugen die Politik“, resümiert Löffler.