„Ostschild“ – Polen und Balten fordern EU-Finanzhilfe für Grenzschutz gegen Russland
Polen und die Baltenstaaten haben Finanzhilfen der Europäischen Union zum Ausbau der Grenzanlagen gegen Russland und seinen Verbündeten Belarus gefordert. Dies sei „dringend notwendig“, um die EU vor militärischen und hybriden Bedrohungen zu schützen, heißt es in einem Brief der Staats- und Regierungschefs der vier Länder an EU-Ratspräsident Charles Michel. Beim EU-Gipfel ab Donnerstag müsse es auch um „Optionen zur Mobilisierung von Finanzen“ gehen, forderten sie.
Initiativen zum Grenzschutz
Estland, Litauen, Lettland und Polen verweisen in ihrem Brief auf eigene Anstrengungen zum Ausbau ihrer Grenzanlagen. Ende Mai hatte die polnische Regierung unter Donald Tusk einen Plan namens „Ostschild“ vorgestellt, der umgerechnet 2,4 Milliarden Euro kosten soll. Daneben gibt es die „Baltische Verteidigungslinie“, in deren Rahmen etwa Lettland seit 2014 einen neuen Grenzzaun zu Russland gebaut hat.
Gemeinsame europäische Verteidigungsinitiative
Daraus müsse eine gemeinsame europäische Verteidigungsinitiative erwachsen, heißt es in dem Schreiben weiter, das neben Tusk der litauische Präsident Gitanas Nauseda, die lettische Präsidentin Evika Silina und die estnische Regierungschefin Kaja Kallas unterschrieben haben. „Der Umfang und die Kosten dieses gemeinsamen Vorhabens erfordern gezieltes EU-Handeln, um es sowohl politisch als auch finanziell zu unterstützen“, betonen die vier Unterzeichner.
Der „Ostschild“ Europas und die neue globale Machtstruktur
Die EU-Staats- und Regierungschefs wollen auf dem Gipfel eine Strategische Agenda für die kommenden fünf Jahre verabschieden, in der es auch um die Verteidigung geht. Im Entwurf der Erklärung heißt es dazu: „Wir werden die nötigen Instrumente mobilisieren, um unsere Sicherheit und den Schutz unserer Bürger zu verstärken und auf neue Bedrohungen zu reagieren.“
Finanzierung durch Gemeinschaftsschulden?
Aus Frankreich und Italien gibt es Forderungen nach einem milliardenschweren Verteidigungsfonds, der über Gemeinschaftsschulden finanziert werden soll. Deutschland lehnt dies ab. Diese unterschiedlichen Positionen könnten zu intensiven Diskussionen führen, da die Sicherheit Europas auf dem Spiel steht.
Historischer Kontext und politische Implikationen
Die Forderungen der osteuropäischen Staaten nach einem verstärkten Grenzschutz sind nicht neu. Bereits in der Vergangenheit haben diese Länder immer wieder auf die Bedrohung durch Russland hingewiesen. Die historische Erfahrung der baltischen Staaten und Polens mit russischer Aggression prägt ihre heutige Sicherheitsstrategie maßgeblich. Es scheint, als ob die westlichen EU-Staaten diese Bedrohung oft unterschätzen, was die Solidarität innerhalb der Union auf die Probe stellt.
Die politische Landschaft Europas ist im Wandel. Während einige westliche Länder weiterhin auf Diplomatie und Verhandlungen setzen, fordern die östlichen Mitgliedsstaaten konkrete Maßnahmen und finanzielle Unterstützung für ihre Sicherheitsanstrengungen. Diese Divergenz könnte langfristig die Einheit der EU gefährden, wenn keine gemeinsamen Lösungen gefunden werden.
Es bleibt abzuwarten, wie die EU auf die Forderungen der osteuropäischen Staaten reagieren wird und ob es zu einer gemeinsamen europäischen Verteidigungsinitiative kommen wird. Sicher ist jedoch, dass die Diskussionen um den „Ostschild“ und die „Baltische Verteidigungslinie“ die Debatte um die Sicherheit Europas nachhaltig beeinflussen werden.
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