Ökonom Werding fordert höhere Abschläge für Frührentner
Der renommierte Ökonom Martin Werding hat sich für eine deutliche Verschärfung der Abschläge bei der Frührente ausgesprochen. In einem Interview mit den Zeitungen der Funke-Mediengruppe erklärte Werding, dass die derzeitigen Abschläge von 3,6 Prozent pro Jahr nicht ausreichten und auf 5 bis 6 Prozent erhöht werden müssten. Diese Forderung steht im Kontext des zunehmenden Fachkräftemangels in Deutschland.
Abschlagsfreie Frührente passt nicht in die aktuelle Landschaft
Werding, Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, betonte, dass abschlagsfreie Frührenten für gesunde Personen mit normalem bis überdurchschnittlichem Einkommen angesichts des Fachkräftemangels nicht mehr zeitgemäß seien. Derzeit können Versicherte in Deutschland ab 64 Jahren in Frührente gehen, sofern sie 35 Jahre Versicherungszeiten bei der Deutschen Rentenversicherung nachweisen können. Dabei müssen sie jedoch Abschläge akzeptieren, die aktuell bei 0,3 Prozent pro Monat oder 3,6 Prozent pro Jahr liegen.
Frührente ohne Abschläge nur nach 45 Beitragsjahren
Für besonders langjährig Versicherte, die 45 Beitragsjahre vorweisen können, ist eine Frühverrentung ohne Abschläge möglich. Diese Regelung soll laut Werding jedoch überdacht werden, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen und das Rentensystem zu stabilisieren. Anlass für Werdings Vorstoß sind aktuelle Zahlen der Rentenversicherung, die einen Anstieg der arbeitenden Rentner auf 1,3 Millionen Ende 2022 verzeichnen.
Arbeiten trotz Rente: Ein wachsender Trend
Die Zahl der Rentner, die trotz Rentenbezugs erwerbstätig sind, ist in den letzten 15 Jahren deutlich gestiegen. Werding erklärte, dass nur rund ein Viertel dieser Gruppe aus finanziellen Gründen weiterarbeite. Vielmehr gehe es oft darum, sich zusätzliche finanzielle Spielräume zu erarbeiten.
Das Konzept der Aktienrente
Bereits 2021 hatte Werding im Auftrag der FDP-Fraktion des Deutschen Bundestages das Konzept der Aktienrente untersucht. Die Kernidee dieses Konzepts ist die Einführung einer ergänzenden, kapitalgedeckten Altersvorsorge neben dem bestehenden umlagefinanzierten Rentensystem. Durch Investitionen in Aktien soll eine höhere Rendite erzielt werden, um die Anspannung der Rentenfinanzen zu verringern, die durch die demografische Alterung entsteht.
Sozialverband fordert höhere Renten
Der Sozialverband Deutschland (SoVD) begrüßte zwar, dass viele Menschen auch nach dem Renteneintritt arbeiten möchten, wies jedoch darauf hin, dass viele Rentner weiterarbeiten müssen, weil ihre Rente nicht ausreicht. Michaela Engelmeier, Vorstandsvorsitzende des SoVD, forderte daher eine Anhebung der Renten auf ein Niveau, das ein Leben ohne finanzielle Sorgen ermöglicht.
FDP setzt auf finanzielle Anreize
Die FDP im Deutschen Bundestag betonte die Bedeutung älterer Beschäftigter, die gut ausgebildet und mit ihrem Erfahrungsschatz in den Firmen sehr gefragt seien. Die Rentenaufschubprämie solle es ermöglichen, den Rentenbeginn zugunsten einer Beschäftigung zu verzögern. Die rentenpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Anja Schulz, erklärte, dass sich das Weiterarbeiten für motivierte Personen auch finanziell lohnen solle.
Der sozialpolitische Sprecher der FDP, Pascal Kober, ergänzte, dass mehr Menschen freiwillig länger in Arbeit bleiben sollten. Dies wolle man durch finanzielle Anreize, einen effektiveren Einsatz von Prävention und Reha sowie den Abbau unnötiger Hürden im Arbeitsrecht erreichen.
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