
Machtkampf in Ecuador: Überraschend knappes Rennen zwischen Establishment und Linksopposition
Die Präsidentschaftswahlen in Ecuador haben zu einem unerwartet knappen Ergebnis geführt, das die tiefe politische Spaltung des südamerikanischen Landes offenbart. Der amtierende Präsident Daniel Noboa, der für einen harten Kurs gegen die ausufernde Drogenkriminalität steht, liegt nach Auszählung von 90 Prozent der Stimmen mit 44,4 Prozent nur hauchdünn vor seiner linksgerichteten Herausforderin Luisa González mit 43,9 Prozent.
Enttäuschung für das konservative Lager
Das Ergebnis dürfte für viele Beobachter eine herbe Enttäuschung darstellen. Der erst 37-jährige Noboa, der als jüngster Präsident der Geschichte Ecuadors für einen wirtschaftsfreundlichen Kurs und konsequente Verbrechensbekämpfung steht, war als klarer Favorit in die Wahl gegangen. Erste Prognosen hatten ihm noch einen deutlichen Vorsprung von über 50 Prozent vorhergesagt.
Bedrohliche Entwicklung durch Drogenkartelle
Die Wahl findet vor dem Hintergrund einer dramatischen Sicherheitslage statt. Das ehemals als stabil geltende Ecuador hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Hauptumschlagplatz für den internationalen Drogenhandel entwickelt. Rivalisierende Kartelle kämpfen brutal um die Kontrolle der lukrativen Schmuggelrouten nach Nordamerika und Europa.
Noboas harter Kurs gegen das organisierte Verbrechen
Der amtierende Präsident Noboa verfolgt eine kompromisslose Linie im Kampf gegen die Drogenkriminalität - sehr zum Missfallen linker Kreise, die ihm vorwerfen, dabei Menschenrechtsverletzungen billigend in Kauf zu nehmen. Doch angesichts der eskalierenden Gewalt sehen viele Ecuadorianer keine Alternative zu diesem harten Durchgreifen.
Linke Opposition mit fragwürdiger Agenda
Seine Herausforderin González wird vom umstrittenen Ex-Präsidenten Rafael Correa unterstützt, der sich im Exil befindet. Ihre Basis findet sie vor allem in den ärmeren Bevölkerungsschichten. Kritiker werfen ihr vor, mit populistischen Versprechungen zu punkten, ohne tragfähige Lösungen für die massiven Sicherheitsprobleme des Landes zu präsentieren.
"Die Lage in Ecuador ist sehr kritisch. Es herrscht viel Unsicherheit, es gibt wenig Arbeit, viele Menschen verlassen das Land", beschreibt der 56-jährige Ingenieur Luis Briones die angespannte Situation.
Stichwahl als wahrscheinlichstes Szenario
Da keiner der Kandidaten die erforderliche absolute Mehrheit oder einen Vorsprung von mindestens zehn Prozentpunkten erreichen konnte, wird eine Stichwahl am 13. April immer wahrscheinlicher. Die Wahlbeteiligung lag bei beachtlichen 83 Prozent - ein Zeichen dafür, wie sehr die Bevölkerung nach einem Ausweg aus der aktuellen Krise sucht.
Politische Analysten bezeichnen die gegenwärtige Situation als schwerste Krise seit der Rückkehr zur Demokratie vor einem halben Jahrhundert. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Ecuador den Weg der Stabilität und Ordnung weitergehen oder einen risikoreichen Kurswechsel vollziehen wird.

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