Kommt ein Sturm auf? Kreditversicherer erwartet mehr Firmenpleiten
Anstieg der Firmenpleiten um 22 Prozent bis 2023
Die jüngsten Berechnungen des Kreditversicherers Allianz Trade prognostizieren einen Anstieg der Firmenpleiten in Deutschland um 22 Prozent auf 17.800 Fälle bis zum Jahr 2023. Bisher ging man von einem Anstieg von 15 Prozent aus. Die Gründe für diese Anpassung liegen in den aktuellen Turbulenzen im Bankensektor, die eine restriktivere Kreditvergabe zur Folge haben. Milo Bogaerts, Allianz Trade-Experte und Vorstandschef für die DACH-Region, mahnt zur Vorsicht und betont: „Durch die nun noch restriktivere Kreditvergabe der Banken dürften mehr Unternehmen in Schwierigkeiten geraten als noch zu Jahresbeginn erwartet.“
Umfrage von EY bestätigt restriktivere Kreditvergabe
Eine kürzlich durchgeführte Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY untermauert diese Einschätzung: 67 Prozent der befragten Kreditinstitute gaben an, die Kreditvergabe herunterzufahren. Für Kunden bedeutet dies, mit höheren Anforderungen, steigenden Kosten und häufigeren Ablehnungen konfrontiert zu werden. Zudem halten 86 Prozent der befragten Bankmanager Kreditausfälle wegen hoher Inflation, steigenden Zinsen sowie schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für wahrscheinlich.
Unternehmen mit unsoliden Finanzen besonders gefährdet
Insbesondere Unternehmen, die finanziell eher schwach aufgestellt sind, könnten in Schwierigkeiten geraten, warnt Bogaerts: „Mit den deutlich steigenden Zinsen laufen eher schwach finanzierte Unternehmen Gefahr, in Schwierigkeiten zu geraten.“ Trotz der erwarteten Zunahme der Firmenpleiten sieht der Allianz Trade-Experte das Niveau der Insolvenzzahlen Ende 2023 noch nicht wieder auf dem Vor-Pandemie-Niveau. Im europäischen Vergleich stehe Deutschland jedoch weiterhin gut da, betont Bogaerts.
Mögliche Folgen für die deutsche Wirtschaft
Die steigende Zahl an Firmenpleiten könnte die deutsche Wirtschaft schwächen und Arbeitsplätze gefährden. Vor allem kleinere Unternehmen und Start-ups, die auf Kredite angewiesen sind, könnten betroffen sein. Dies könnte wiederum dazu führen, dass Innovationen ausbleiben und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft insgesamt leidet.
Strategien zur Risikominimierung
Um die Risiken für Unternehmen und die deutsche Wirtschaft abzumildern, sind verschiedene Strategien denkbar. Eine Möglichkeit besteht darin, dass Firmen ihre Eigenkapitalquote erhöhen, um unabhängiger von Fremdkapital zu werden. Auch eine stärkere Diversifizierung der Finanzierungsquellen könnte helfen, die Abhängigkeit von Bankkrediten zu verringern. Darüber hinaus sind Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz und Kostensenkung in Unternehmen sinnvoll, um möglichen finanziellen Engpässen besser begegnen zu können.
Fazit
Die erwartete Zunahme der Firmenpleiten in Deutschland bis 2023, ausgelöst durch die restriktivere Kreditvergabe der Banken, sollte Anlass zur Vorsicht geben. Unternehmen und Politik müssen gemeinsam Strategien entwickeln, um die Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft abzufedern und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Trotz der aktuellen Herausforderungen bleibt Deutschland im europäischen Vergleich jedoch gut aufgestellt.
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