Glücksspiel: Eine wachsende Bedrohung für die öffentliche Gesundheit
Die Auswirkungen von Glücksspielsucht sind weitaus gravierender als bisher angenommen. Eine kürzlich im renommierten Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlichte Studie einer Expertenkommission zeigt alarmierende Ergebnisse auf. Glücksspiel wird als eine ernsthafte Bedrohung für die öffentliche Gesundheit eingestuft, die sowohl physische als auch psychische Schäden verursachen kann.
Die verheerenden Folgen der Glücksspielsucht
Die Expertenkommission, bestehend aus Fachleuten für Glücksspielforschung, öffentliche Gesundheit, globale Gesundheitspolitik, Risikokontrolle und Regulierungspolitik, stellte fest, dass Glücksspielsucht zu erheblichen gesundheitlichen und sozialen Problemen führen kann. Dazu gehören physische und psychische Schäden, der Verlust von Beziehungen und Arbeitsplätzen, ein erhöhtes Suizidrisiko, finanzieller Ruin, Kriminalität und häusliche Gewalt.
Eine globale Herausforderung
Die Situation hat sich durch die internationale Verbreitung des kommerziellen Glücksspiels und die Digitalisierung drastisch verschärft. Heather Wardle von der britischen Universität Glasgow betont: „Jeder, der ein Mobiltelefon besitzt, hat heute 24 Stunden am Tag Zugang zu einem Casino in seiner Tasche.“ Besonders der Bereich der Online-Sportwetten und Online-Casinos wächst rasant.
Besonders gefährdete Gruppen
Besonders betroffen sind Menschen aus benachteiligten sozioökonomischen Gruppen sowie Kinder und Jugendliche. Diese werden routinemäßig mit Werbung für Glücksspielprodukte konfrontiert. „Kinder und Jugendliche sind besonders anfällig für die Verlockungen des leichten Geldes und die spielerische Gestaltung von Online-Spielen“, erläutert Kristiana Siste von der Universität Indonesia.
Die Rolle der Werbung
Die Glücksspielindustrie nutzt ausgeklügelte digitale Marketingansätze, um ihre Produkte zu fördern. Die Werbung präsentiert Glücksspiel oft als harmlose Unterhaltung, was die Risiken verschleiert. Malcolm Sparrow von der Harvard Kennedy School fordert daher: „Die politischen Entscheidungsträger müssen das Glücksspiel als ein Problem der öffentlichen Gesundheit behandeln.“
Forderungen der Expertenkommission
Die Kommission fordert ein effektives und gut ausgestattetes Regulierungssystem sowie internationale Zusammenarbeit, um die Folgen des kommerziellen Glücksspiels zu verringern. Konkret sollten Glücksspiele in Zukunft weniger verfügbar sein, und gefährdete Gruppen sollten besser geschützt werden. Zudem sind mehr Unterstützung und Behandlungsmöglichkeiten für Süchtige sowie Aufklärungskampagnen zu den Schäden von Glücksspiel notwendig.
Die Situation in Deutschland
In Deutschland nehmen laut dem Glücksspielatlas Deutschland 2023 etwa 30 Prozent der Menschen an Glücksspielen teil. Etwa 1,3 Millionen Menschen leiden unter einer Glücksspielsucht, weitere 3 Millionen zeigen problematisches Glücksspielverhalten. Die Deutsche Automatenwirtschaft kritisiert jedoch die Zahlen aus dem Bericht als nicht belastbar.
Die steigende Nachfrage nach ambulanten Hilfsangeboten für Online-Glücksspieler zeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Es bleibt abzuwarten, ob die politischen Entscheidungsträger die notwendigen Maßnahmen ergreifen werden, um diese wachsende Bedrohung für die öffentliche Gesundheit zu bekämpfen.
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