Geplante Mindestlohnerhöhung auf 15 Euro: Gastgewerbe fürchtet um Existenz
Die jüngsten Pläne von SPD-Kanzler Olaf Scholz und Arbeitsminister Hubertus Heil, den gesetzlichen Mindestlohn auf 15 Euro zu erhöhen, sorgen für erhebliche Unruhe im Gastgewerbe. Besonders betroffen wäre eine Branche, die nach der Corona-Krise und durch massive Kostensteigerungen bereits ums Überleben kämpft. Ingrid Hartges, Geschäftsführerin des Branchenverbandes Dehoga, kritisiert die Einmischung der Politik in dieser angespannten Lage als verantwortungslos.
Politische Einmischung in die Lohnfindung
Die von Arbeitsminister Heil geforderte Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro pro Stunde bis 2026 stößt auf heftige Kritik. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) warnt, dass eine weitere staatliche Anhebung des Mindestlohns fatalen Druck auf das gesamte Lohngefüge und massive Personalkostensteigerungen auslösen würde. „Eine Erhöhung des Mindestlohns durch politische Entscheidungsträger stellt die unabhängige Arbeit der Mindestlohn-Kommission in Frage“, betonte Hartges im Gespräch mit Business Insider.
Steigende Arbeitskosten und geringe Gewinnmargen
Bereits jetzt sind die Arbeitskosten im Gastgewerbe laut Statistischem Bundesamt um 31 Prozent höher als im ersten Quartal 2022. Keine andere Branche verzeichnet eine vergleichbare Steigerung der Lohnkosten. Dabei sind die Gewinnmargen in der Gastronomie traditionell ohnehin gering. Eine weitere Erhöhung des Mindestlohns könnte viele Betriebe an den Rand des Ruins treiben.
Dramatische Auswirkungen auf die Gastronomie
Das Analysehaus Crif prognostiziert für die Gastronomie in Deutschland im Jahr 2024 knapp 1.200 Insolvenzen, was einem Anstieg um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Bereits 2023 stieg die Zahl der Insolvenzen in der Branche um 35 Prozent. Die Pleitewelle rollt in der Gastronomie damit noch einmal deutlich schneller als in der gesamten deutschen Wirtschaft.
Stille Geschäftsaufgaben als schleichender Tod
Frank Schlein, Geschäftsführer von Crif, weist darauf hin, dass gemeldete Insolvenzen nur die Spitze des Eisbergs sind. Auf eine gemeldete Insolvenz in der Gastronomie kommen etwa zehn stille Geschäftsaufgaben bei Kneipen, Gasthäusern, Cafés und Restaurants. Besonders betroffen sind Betriebe, die durch die Corona-Pandemie bereits geschwächt wurden und seitdem mit gestiegenen Kosten als Folge der Inflation kämpfen. Der Trend zum Homeoffice hat zudem das Mittagsgeschäft vieler Restaurants negativ beeinflusst.
Fazit: Politischer Aktionismus gefährdet Existenzen
Die geplante Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro könnte für viele Betriebe im Gastgewerbe den Todesstoß bedeuten. Die Einmischung der Politik in die Lohnfindung und die damit verbundenen Kostensteigerungen setzen eine ohnehin stark belastete Branche weiter unter Druck. Es bleibt zu hoffen, dass die verantwortlichen Politiker die Warnungen aus der Praxis ernst nehmen und die wirtschaftlichen Realitäten nicht aus den Augen verlieren.
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