Geleakter Brief von Orbán enthüllt Details der Gespräche mit Selenskyj und Putin
Ein kürzlich geleakter Brief des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán hat brisante Details zu seinen Gesprächen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ans Licht gebracht. Der Brief, der an EU-Ratspräsident Charles Michel und die Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedstaaten gerichtet war, enthält Warnungen vor einer möglichen Eskalation des Ukraine-Konflikts in den kommenden Monaten.
Orbáns Friedensmission und die Reaktionen
Orbán, der im Juli seine sogenannte „Friedensmission“ gestartet hatte, besuchte in den letzten Wochen sowohl Kiew als auch Moskau. Dabei führte er Gespräche mit Selenskyj und Putin, um sich ein Bild von den Positionen der Kriegsparteien zu machen. In dem geleakten Brief warnt Orbán, dass die nächsten zwei Monate besonders kritisch werden könnten und fordert die Europäische Union auf, einen eigenen Plan zur Lösung des Konflikts vorzulegen.
„Ich hatte die Gelegenheit, sowohl mit dem ukrainischen als auch mit dem russischen Präsidenten zu sprechen. Und glauben Sie mir, die nächsten zwei, drei Monate werden viel brutaler sein, als wir denken“, äußerte sich Orbán in einem Interview mit der „Bild“ und anderen Axel-Springer-Medien in Budapest. Er betonte, dass „jetzt der richtige Zeitpunkt“ sei, um „von der Kriegspolitik zu einer Friedenspolitik“ zu kommen.
Die Inhalte des Briefs
Der Brief, der von einem anonymen EU-Beamten an die Rechercheeinheit Systema von „Radio Free Europe/Radio Liberty“ zugespielt wurde, enthält detaillierte Informationen zu Orbáns Gesprächen. Orbán stellt klar, dass er nicht im Namen der Europäischen Union gereist sei und es auch nicht um Friedensverhandlungen gegangen sei. Vielmehr habe er aus erster Hand Informationen über die Positionen der Kriegsparteien sammeln wollen.
Besonders bemerkenswert ist Orbáns Einschätzung, dass die russischen Behörden zuversichtlich seien, dass „die Zeit nicht auf der Seite der Ukraine, sondern auf der Seite der russischen Streitkräfte steht“. Er berichtet weiter, dass Putin überrascht gewesen sei, dass Selenskyj einen vorläufigen Waffenstillstand abgelehnt habe, obwohl die Zahl der gefallenen Soldaten auf ukrainischer Seite monatlich auf 40.000 bis 50.000 geschätzt werde.
Friedensgespräche und internationale Reaktionen
Sowohl Kiew als auch Moskau seien zu Friedensgesprächen bereit, so Orbán. Dies werde auch durch Selenskyjs Äußerungen nach dem Friedensgipfel in der Schweiz bestätigt. Putin hingegen habe wiederholt den Entwurf eines Sicherheitsabkommens von Istanbul angesprochen, das als „Friedenspapier“ bekannt sei und im März 2022 ausgearbeitet wurde. Dieses Dokument sieht vor, dass die Ukraine „permanente Neutralität“ in ihrer Verfassung verankern müsse, mit internationalen Garantien durch die USA, China, Großbritannien und Frankreich.
Orbán betont, dass die Konfliktparteien zu Gesprächen bereit seien, wenn beide Seiten anwesend seien. Er fasst seine Erfahrungen zusammen: „Wenn es uns nicht gelingt, diesen Verlauf [des Krieges] einzudämmen oder zu stoppen, dann werden wir in den nächsten zwei Monaten mehr dramatische Verluste und militärische Vorfälle an den Frontlinien erleben als je zuvor.“
Ein Angriff Russlands auf NATO-Mitgliedstaaten hält Orbán jedoch nach eigener Aussage für ausgeschlossen. Dennoch bleibt die Lage angespannt, und die kommenden Monate könnten entscheidend für den weiteren Verlauf des Konflikts sein.
Schlussfolgerung
Der geleakte Brief von Orbán wirft ein Schlaglicht auf die komplexen und gefährlichen Dynamiken des Ukraine-Konflikts. Die Europäische Union steht vor der Herausforderung, eine eigene Strategie zu entwickeln, um eine weitere Eskalation zu verhindern. Orbáns Warnungen sollten ernst genommen werden, um die Stabilität in der Region zu sichern und den Weg für Friedensverhandlungen zu ebnen.
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