Ex-Notenbankchef warnt: Zinssenkungserwartungen in den USA zu optimistisch
Die Hoffnung auf eine baldige Zinssenkung in den Vereinigten Staaten könnte sich als trügerisch erweisen, so die Warnung von Philipp Hildebrand, dem ehemaligen Chef der Schweizer Nationalbank und derzeitigen Vice Chairman des weltgrößten Fondsmanagers Blackrock. In einem Interview mit Bloomberg auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos artikulierte Hildebrand seine Bedenken darüber, dass die Inflation sich als wesentlich hartnäckiger erweisen könnte, als es der Markt derzeit antizipiert.
Inflation und Zinspolitik – Ein Balanceakt mit Risiken
Während die Finanzmärkte derzeit von zahlreichen Zinssenkungen in den USA ausgehen, weist Hildebrand darauf hin, dass die zugrunde liegende Inflation nicht so schnell nachlassen könnte, wie vielerorts erhofft. "Die Wareninflation wird weiter rapide sinken – wir haben jetzt negative Zahlen – und das drückt die Gesamtinflationszahlen dramatisch nach unten," erklärte er und fügte hinzu, dass die Märkte "meines Erachtens exzessive Senkungen der Zinsen in den USA eingepreist" hätten.
Die Märkte und ihre Zinssenkungsfantasien
Die Geldmärkte haben laut Swaps, die an die Sitzungstermine der Federal Reserve gebunden sind, bereits sechs Senkungen um jeweils einen Viertelpunkt für dieses Jahr vorweggenommen. Ein siebter Schritt scheint mit einer impliziten Wahrscheinlichkeit von mehr als 50% ebenfalls nicht ausgeschlossen zu sein. Doch Hildebrand mahnt zur Vorsicht: "Ich bin ein wenig besorgt, dass wir so etwas wie eine perfekte, fast perfekte weiche Landung einpreisen, bei der die Inflation kein Problem mehr darstellt."
Servicepreise und Löhne – Die unterschätzten Inflationsfaktoren
Der ehemalige Notenbankchef betonte insbesondere die steigenden Preise für Dienstleistungen und den raschen Zuwachs der Löhne als Faktoren, die die Möglichkeiten der Zentralbanken, die Wirtschaft in schwachen Wachstumsphasen zu unterstützen, erheblich einschränken könnten. "Es wird eine Schwäche in der Wirtschaft geben, daran besteht kein Zweifel, aber ich denke, dass die Zentralbanken, insbesondere in den USA, feststellen werden, dass sie nicht so viel Spielraum für Senkungen haben werden, wie derzeit eingepreist ist," so Hildebrand.
Ein Weckruf für Anleger und Politik
Die jüngsten niedriger als erwartet ausgefallenen US-Erzeugerpreise haben die Märkte dazu veranlasst, nun volle sieben Zinssenkungen einzupreisen. Doch die Worte Hildebrands klingen wie ein Weckruf, der die Anleger und politischen Entscheidungsträger dazu auffordert, die tatsächlichen ökonomischen Gegebenheiten nicht aus den Augen zu verlieren.
Deutschland und die EZB – Ein konservativerer Kurs?
Während die USA mit zu optimistischen Zinssenkungserwartungen zu kämpfen haben, zeigt sich die Europäische Zentralbank (EZB) deutlich konservativer. EZB-Mitglieder warnen davor, auf Zinssenkungen im Jahr 2024 zu setzen, da die Inflation auch hier hartnäckiger sein könnte als erhofft. Dies stellt einen deutlichen Kontrast zur aktuellen Zinspolitik der USA dar und könnte für Anleger ein Signal sein, ihre Erwartungen anzupassen.
Kritische Betrachtung der deutschen Wirtschaftspolitik
Die deutsche Wirtschaftspolitik unter Bundeskanzler Scholz steht ebenfalls in der Kritik. Anstatt eines erhofften "grünen Wirtschaftswunders" sehen Kritiker die Gefahr einer Rezession. Dies verdeutlicht, dass eine Balance zwischen ökologischer Nachhaltigkeit und ökonomischer Stabilität noch gefunden werden muss.
Die Warnungen von Experten wie Philipp Hildebrand sind ein klares Zeichen dafür, dass eine zu optimistische Annahme bezüglich der Zinsentwicklung gefährlich sein kann. Es ist an der Zeit, dass sowohl Anleger als auch politische Entscheidungsträger eine realistischere Einschätzung der wirtschaftlichen Lage und der Inflationsentwicklung vornehmen.
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