Autozuliefererbranche in der Krise: Stellenabbau und Insolvenzen
Die deutsche Automobilindustrie, einst das Rückgrat der nationalen Wirtschaft, steht vor einer nie dagewesenen Krise. Besonders betroffen sind die Zulieferer, die dem zunehmenden Druck nicht mehr standhalten können. In den letzten Wochen haben bedeutende Unternehmen in Rekordgeschwindigkeit Insolvenz angemeldet oder massive Stellenstreichungen angekündigt.
Historische Bedeutung und aktuelle Herausforderungen
Deutschland, das Geburtsland des Automobils mit Pionieren wie Carl Benz und Gottlieb Daimler, hat eine lange Tradition in der Automobilindustrie. Im Jahr 2023 arbeiteten fast 780.000 Deutsche direkt in dieser Branche, und etwa 1,5 bis 2 Millionen Menschen waren indirekt beschäftigt. Millionen weiterer Arbeitsplätze hängen mittelbar an ihr.
Seit November 2023 häufen sich jedoch die Meldungen über Stellenabbau und Insolvenzen. Das Bundeswirtschaftsministerium unter Robert Habeck erklärt die aktuelle Schwäche der Autoindustrie mit der sinkenden Nachfrage auf den Weltmärkten seit 2019, den Auswirkungen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sowie Lieferengpässen bei bestimmten Vorprodukten und Rohstoffen.
Erste Kapitulationen und Werksschließungen
Der hessische Zulieferer Castwerk, spezialisiert auf Leichtbauteile aus Magnesium, hat seinen Betrieb eingestellt. Ein gescheitertes Insolvenzverfahren besiegelte das Ende des Unternehmens, das noch 2023 einen Umsatz von 23 Millionen Euro erzielte. Die 140 Mitarbeiter wurden zum 31. Oktober 2024 entlassen.
Im thüringischen Wartburgkreis schließen ebenfalls zwei Autozulieferer ihre Werke. Betroffen sind der Sitzehersteller Lear und der Dienstleister Reichhart Logistik, die zuletzt im Auftrag von Opel tätig waren. Rund 170 Stellen sind betroffen. Der Auftrag für den neuen Opel E-Grandland wird offenbar ins Ausland vergeben, was das Ende der Produktion in Eisenach bedeutet.
Unternehmen verlagern ihre Produktion ins Ausland
Selbst große Namen wie Thyssenkrupp bleiben nicht verschont. Die Tochtergesellschaft Thyssenkrupp Automotive Body Solutions kündigte an, bundesweit 400 Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Als Grund nannte das Unternehmen die Verschlechterung der Wettbewerbsbedingungen und die immer höher werdenden Produktionskosten. Die Produktion soll zunehmend ins Ausland verlagert werden, unter anderem nach Indien, China, Polen, Portugal und in die USA.
Auch ZF Friedrichshafen plant bis 2028 rund 14.000 Stellen in Deutschland zu streichen, um die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Continental kündigte bereits vor einem Dreivierteljahr an, rund 5.500 Mitarbeiter zu entlassen. Goodyear schloss seine Werke in Brandenburg, was rund 1.800 Mitarbeitern den Job kostete.
Insolvenzen als letzter Ausweg
Wenn selbst Stellenabbau nicht mehr ausreicht, bleibt für einige Unternehmen nur noch die Insolvenz. Eissmann Automotive Deutschland GmbH und ihre deutschen Tochtergesellschaften reichten einen Insolvenzantrag ein. Trotz Sanierungsmaßnahmen und einem Konsortialkredit über 120 Millionen Euro konnte die finanzielle Schieflage nicht verhindert werden. Auch die Mürdter-Gruppe, ein weiterer wichtiger Automobilzulieferer, meldete Insolvenz an.
Die Krise der Autozuliefererbranche zeigt deutlich, wie stark die deutsche Wirtschaft unter den aktuellen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen leidet. Es bleibt abzuwarten, wie die Bundesregierung und die betroffenen Unternehmen auf diese Herausforderungen reagieren werden.
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