Autozulieferer ZF schickt 4.500 Mitarbeiter in Kurzarbeit
Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen befindet sich erneut in einer tiefen Krise. Nachdem das Unternehmen erst vor zwei Monaten angekündigt hatte, bis zu 14.000 Arbeitsplätze abbauen zu wollen, folgt nun der nächste Schlag: 4.500 Mitarbeiter des Werks in Passau werden in Kurzarbeit geschickt.
Ursachen und Hintergründe
Die Entscheidung wurde am Mittwoch bekannt, als die Passauer Neue Presse (PNP) aus Teilnehmerkreisen von der Maßnahme erfuhr. Der Grund für diesen drastischen Schritt sei ein erheblicher Rückgang der Aufträge. Eine offizielle Stellungnahme von ZF steht bislang noch aus. Die betroffenen Mitarbeiter sollen an den Standorten Grubweg und Patriching in einer Betriebsversammlung über die Kurzarbeit informiert werden, die ab dem 1. November stufenweise nach Abteilungen eingeführt wird.
Wirtschaftliche Herausforderungen
ZF kämpft bereits seit Jahren mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die sogenannte „Transformation“ hin zu mehr Elektromobilität belastet das Kerngeschäft des Unternehmens erheblich. Trotz massiver Investitionen in Forschung und Entwicklung für neue Technologien fehlt es an den notwendigen finanziellen Mitteln, da ZF hoch verschuldet ist. Im Jahr 2020 übernahm ZF einen Wettbewerber, was die langfristigen Schulden auf insgesamt 12 Milliarden Euro erhöhte. Auch wenn die Verbindlichkeiten im vergangenen Jahr auf 11,2 Milliarden Euro reduziert wurden, sind sie im Vergleich zu 2018 nahezu verdreifacht.
Reaktionen und Kritik
Der Betriebsrat wurde laut PNP-Bericht bisher noch nicht über die anstehenden Pläne informiert, was sicherlich erneut für großen Unmut sorgen wird. Bereits nach der Ankündigung des Stellenabbaus bis 2028 gab es heftige Kritik an der Unternehmensführung. Anfang September protestierte die gesamte Belegschaft im Rahmen eines Aktionstages gegen die Unternehmenspläne.
Die Last der Elektromobilität
Die Automobilbranche steht vor einem schwer lösbaren Problem: Der Regulierungsdruck hin zum elektrischen Antrieb ist enorm, doch die E-Sparten sind bislang überwiegend nicht profitabel. ZF ist weltweit Marktführer in bestimmten Bereichen der Industrietechnik, wie Getriebe oder Brems- und Lenksysteme für LKWs. Um im Wettbewerb bestehen zu können, sind jedoch enorme Investitionen notwendig, die das Unternehmen finanziell stark belasten.
Die aktuelle Situation zeigt einmal mehr, wie fragil die deutsche Wirtschaftspolitik ist. Es bleibt abzuwarten, wie ZF und andere Unternehmen in der Branche die Herausforderungen der Elektromobilität meistern werden und ob die politischen Rahmenbedingungen angepasst werden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
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