Wohnungsnot: Ein „toxischer Mix“ vergiftet die Baubranche
Die Baubranche in Deutschland steht vor einer beispiellosen Krise. Ein „toxischer Mix“ aus wirtschaftlichen und politischen Faktoren sorgt für eine dramatische Verschlechterung der Situation. Besonders betroffen sind die Wohnungsbauprojekte, die weit hinter den gesetzten Zielen zurückbleiben.
Ein Paradoxon in der Wohnungsnot
Obwohl in nahezu allen Großstädten Wohnungsnot herrscht, bleibt der Wohnungsbau weit hinter den Erwartungen zurück. Die Ampelkoalition hatte sich vorgenommen, jährlich 400.000 Wohnungen zu bauen. Doch im ersten Halbjahr 2024 wurden lediglich 106.700 Baugenehmigungen erteilt – ein Rückgang von über 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das zweite Halbjahr verspricht keine Besserung, sodass das Ziel für 2024 wohl deutlich verfehlt wird.
Steigende Baukosten und Bürokratie
Die Baukosten sind in den letzten vier Jahren um 47 Prozent gestiegen, was vor allem auf die erhöhten Energiepreise und die teure Heizungs-, Sanitär- und Elektrotechnik zurückzuführen ist. Die Bürokratie trägt ebenfalls zur Krise bei. Bauherren warten teilweise bis zu drei Jahre auf Baugenehmigungen. Die von Bauministerin Klara Geywitz angekündigte Vereinfachung der Bauvorschriften lässt auf sich warten.
Die Folgen der Krise
Die Krise hat bereits zu einer Welle von Insolvenzen in der Bauwirtschaft geführt. Im ersten Halbjahr 2024 stieg die Zahl der Insolvenzen in Niedersachsen um über 57 Prozent. Auch in anderen Bundesländern sieht es nicht besser aus. Die Bauwirtschaft verliert dadurch nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch erhebliches Steueraufkommen.
Ein Hoffnungsschimmer?
Die jüngste Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank könnte Hoffnung bringen. Doch bis sich diese Maßnahme in einer spürbaren Verbilligung von Immobilienkrediten niederschlägt, wird noch einige Zeit vergehen. Derweil müssen viele Bauunternehmen aufgeben, oft unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit, da sie meist klein und regional tätig sind.
Ein „toxischer Mix“
Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln beschreibt die Situation als einen „toxischen Mix aus höheren Energie- und Verbraucherpreisen, einem weltweiten Nachfrageeinbruch und nationalen Problemen wie hohen Arbeitskosten sowie enormen Bürokratie- und Steuerlasten“. Diese Faktoren belasten die ohnehin kämpfende Branche zusätzlich.
Politische Verantwortung
Die Bundesregierung steht in der Pflicht, die Bürokratie zu reduzieren und die Bauwirtschaft zu entlasten. Die derzeitigen Maßnahmen reichen nicht aus, um die Krise zu bewältigen. Es bedarf eines „großen Wurfs“, um ausreichend Wohnraum zu schaffen und die Bauwirtschaft zu stabilisieren.
Insgesamt zeigt sich, dass die deutsche Baupolitik dringend reformiert werden muss. Die aktuellen politischen Entscheidungen und die hohe Bürokratie tragen maßgeblich zur Verschärfung der Krise bei. Es bleibt zu hoffen, dass die Bundesregierung schnell und effektiv handelt, um die Wohnungsnot zu lindern und die Baubranche zu retten.
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