Wirtschaftliche Misere in China: Zunehmende Proteste und schwindendes Vertrauen
Die Wirtschaft in China verliert zunehmend an Schwung. Das Wachstumstempo hat sich zuletzt wieder verlangsamt, was vor allem am nachlassenden Konsum und der anhaltenden Immobilienkrise liegt. Viele Menschen im Land sparen ihr Geld lieber, als zu konsumieren. Dies wurde gestern durch Pinduoduo (PDD) bestätigt. Der Aktienkurs des E-Commerce-Giganten ist um rund 30 % eingebrochen, nachdem das Unternehmen einen trüben Ausblick vermeldet hatte.
Proteste in China nehmen zu
Die anhaltende Wirtschaftsschwäche wirkt sich nun auch auf die Stimmung der Bürger aus. Laut einem Bericht von Bloomberg kommt es in China zunehmend zu Protesten, weil die Bürger unter den Folgen der sich abschwächenden Konjunktur leiden und Peking kaum mutigere Schritte zur Unterstützung des Wachstums geht. Der neueste Bericht des China Dissent Monitor zeigt, dass die Zahl der Proteste im zweiten Quartal um 18% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist. Beim Großteil der Proteste ging es der Bevölkerung meist um wirtschaftliche Themen.
Die Datenbank CDM, die von der US-Nichtregierungsorganisation Freedom House entwickelt wurde, beleuchtet seit 2022 den Unmut der chinesischen Bevölkerung unter der Führung der Kommunistischen Partei. Der aktuelle Bericht zeigt, dass 44% der Vorfälle Arbeitskonflikte betrafen und in 21% der Proteste verärgerte Hausbesitzer ihren Unmut kundtaten. Der Bericht definiert Dissens allgemein als das Äußern von Beschwerden, das Einfordern von Rechten oder das Vorantreiben von Interessen, die mit den Behörden oder den Mächtigen in Konflikt stehen.
Wirtschaftliche Herausforderungen
Der seit vier Jahrzehnten anhaltende Anstieg des Lebensstandards ist in dem Land ins Stocken geraten. Der wirtschaftliche Abschwung und das schwindende Vertrauen setzen den Menschen in China schwer zu. Eine Immobilienkrise, ein Handelskrieg mit den USA, ein hartes Durchgreifen im privaten Sektor und kostspielige Corona-Lockdowns haben das Wachstum belastet. Pekings Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft zeigten bisher kaum Wirkung.
„In den letzten Jahrzehnten hat die Kommunistische Partei im Grunde von den Bürgern verlangt, dass sie sich ihrem autoritären Einparteiensystem unterwerfen, als Gegenleistung für wirtschaftlichen Wohlstand“, sagte Kevin Slaten, Leiter des Projekts China Dissent Monitor.
Politische Auswirkungen
Auch wenn Proteste in der Regel kein existenzielles Risiko für die Regierung darstellen, stellt die Abschwächung der Wirtschaft eine Herausforderung für sie dar. Liqian Ren, Direktorin des Fondsmanagers WisdomTree, erklärte: „Mehr Proteste bedeuten, dass die Politik der Zentralregierung nicht effektiv umgesetzt werden kann. Ihre strategischen langfristigen Ziele können nicht erreicht werden, wenn die Menschen jetzt stärker auf kurzfristige Bedürfnisse bedacht sind.“
Die wirtschaftliche Misere in China zeigt einmal mehr, wie wichtig eine stabile und nachhaltige Wirtschaftspolitik ist. Die derzeitige Situation offenbart die Schwächen eines Systems, das auf kurzfristige Gewinne und autoritäre Kontrolle setzt. Es bleibt abzuwarten, wie die chinesische Regierung auf diese Herausforderungen reagieren wird und ob sie in der Lage sein wird, das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen.
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