Tradition trifft Moderne: Münchner Wirte beharren auf Bargeld
In einer Welt, die zunehmend digitalisiert wird und in der bargeldlose Zahlungen immer mehr zur Norm werden, zeigen sich Münchner Gastronomen und Händler resistent gegen den Trend. Trotz der wachsenden Beliebtheit von Girokarten und einem Rückgang der Geldautomaten in der Stadt, halten viele lokale Wirte an der Tradition des Bargeldes fest. Doch stellt sich die Frage: Ist diese Abwehrhaltung gegenüber modernen Zahlungsmethoden noch zeitgemäß oder ein Zeichen von Weitsicht?
Weniger Geldautomaten, mehr Kartenzahlungen
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Im Jahr 2023 wurden in Deutschland siebeneinhalb Milliarden Mal mit einer Girokarte gezahlt, ein Anstieg von 11,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Umsätze der Kartenzahlungen stiegen dabei nur um sieben Prozent, was darauf hindeutet, dass auch kleinere Beträge zunehmend mit Karte beglichen werden. Dieser Trend setzt sich seit Jahren fort und zeigt, dass die Deutschen ihre Girokarte schätzen – eine Entwicklung, die auch nach der Corona-Pandemie anhält.
Münchner Gastronomen setzen auf Bewährtes
Trotz dieser Entwicklung sperren sich viele Münchner Gastronomen gegen die Kartenzahlung. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Hohe Gebühren für Kartenzahlungen, der Wunsch, die Preise stabil zu halten, und die Sorge um die Überschaubarkeit des Kassensturzes werden oft genannt. Franz Pöschl, Wirt des Pubs "Duett", verweist darauf, dass eine Umstellung auf Kartenzahlung die Preise um etwa 10 Prozent erhöhen würde – eine Belastung, die er seinen Kunden ersparen möchte.
Die Kosten der Kartenzahlung
Die Kosten, die mit Kartenzahlungen einhergehen, sind nicht zu unterschätzen. Während die Gebühren für Kartenzahlungen in den letzten Jahren gesunken sind, bleibt für viele kleine Betriebe die Bargeldabwicklung finanziell attraktiver. Dies gilt insbesondere für Lokale mit geringen Gewinnmargen, bei denen schon ein kleiner Prozentanteil des Umsatzes, der für Kartenzahlungen abgegeben werden muss, schwer ins Gewicht fällt.
Das Argument der Sicherheit
Ein weiteres Argument, das für die Beibehaltung von Bargeld spricht, ist die Sicherheit. Weniger Bargeld bedeutet ein geringeres Risiko für Überfälle und Diebstähle. Zudem vereinfacht es die Abrechnung und den Umgang mit dem Finanzamt. Diese Argumente werden von einigen Gastronomen vorgebracht, die sich bewusst gegen die Kartenzahlung entscheiden.
Bargeld als Kulturgut
Es lässt sich nicht leugnen, dass Bargeld in Deutschland einen besonderen kulturellen Stellenwert hat. Viele Menschen schätzen die Anonymität und die unmittelbare Kontrolle über ihre Ausgaben, die das Bargeld bietet. In einer Zeit, in der digitale Zahlungsmethoden zunehmend an Bedeutung gewinnen, könnte die Entscheidung, am Bargeld festzuhalten, auch ein Bekenntnis zur Bewahrung traditioneller Werte sein.
Zukunft des Bargelds
Die Zukunft des Bargelds ist ungewiss. Während sich der Trend zur Digitalisierung des Zahlungsverkehrs unverkennbar fortsetzt, zeigen die Münchner Wirte, dass Bargeld noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt und ob sich die Gastronomen der Moderne anpassen werden oder ob das Bargeld seine Position als bevorzugtes Zahlungsmittel behaupten kann.
Fazit
Die Diskussion um die Zukunft des Bargelds ist mehr als eine Frage der Bequemlichkeit oder der Kosten. Es geht um die Bewahrung eines Stücks Münchner, vielleicht sogar deutscher Identität. Ob die traditionellen Werte, die das Bargeld verkörpert, in einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft Bestand haben werden, wird sich zeigen. Eines ist jedoch sicher: Die Münchner Wirte haben eine klare Position bezogen und setzen ein Zeichen für den Erhalt des Bargelds als Teil ihrer kulturellen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit.
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