Telegram kündigt engere Zusammenarbeit mit Behörden an
Der umstrittene Messengerdienst Telegram hat angekündigt, künftig mehr Daten über verdächtige Nutzer mit Strafverfolgungsbehörden zu teilen. Diese Entscheidung folgt auf die Verhaftung des Gründers Pawel Durow im August in Frankreich. Durow, der inzwischen wieder auf freiem Fuß ist, darf Frankreich jedoch nicht verlassen und musste eine Kaution von fünf Millionen Euro hinterlegen.
Neue Datenschutz-Richtlinie
Laut der neuen Version der Datenschutz-Richtlinie von Telegram wird der Dienst auf offizielle Anfrage hin Telefonnummern und IP-Adressen von Verdächtigen an die Behörden weitergeben. Bislang war dies nur für Terrorverdächtige vorgesehen, nun soll es auch für allgemein kriminelle Handlungen gelten. Telegram betont jedoch, dass eine rechtliche Bewertung der Anfrage vorgenommen wird, bevor die Informationen weitergegeben werden.
Missbrauch verhindern
Durow erklärte in einem Beitrag bei Telegram, dass die Änderung dazu dienen solle, den Missbrauch der Suchfunktion des Dienstes zu verhindern. Diese Funktion sei in der Vergangenheit für den Verkauf illegaler Artikel genutzt worden. Die IP-Adresse könne unter Umständen Hinweise auf den Aufenthaltsort eines Nutzers geben, was die Ermittlungen erleichtern könnte.
Kritik an Telegram
Telegram steht seit langem in der Kritik, weil auf der Plattform Inhalte weitgehend uneingeschränkt verbreitet werden können. Dazu zählen Desinformation, Hetze und Absprachen über kriminelle Geschäfte. Der Dienst hat diese Vorwürfe stets zurückgewiesen. Dennoch werfen die Ermittler in Paris Durow vor, unzureichend mit Behörden kooperiert zu haben. Es steht der Verdacht im Raum, er habe sich dadurch des Drogenhandels, der Geldwäsche, des Betrugs und mehrerer Vergehen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch mitschuldig gemacht.
Hintergrund zu Pawel Durow
Der 39-jährige Pawel Durow gründete 2006 zusammen mit seinem Bruder Nikolai die Plattform VK, die als russisches Pendant zu Facebook gilt. 2013 brachte er Telegram an den Start. Immer wieder geriet Durow in Konflikt mit russischen Behörden, unter anderem weil er sich weigerte, die VK-Seite von Alexej Nawalny zu schließen. Aufgrund des zunehmenden Drucks durch den Kreml verließ er schließlich Russland.
Fazit
Die Entscheidung von Telegram, enger mit Strafverfolgungsbehörden zu kooperieren, könnte ein Schritt in die richtige Richtung sein, um kriminelle Aktivitäten auf der Plattform einzudämmen. Allerdings bleibt abzuwarten, wie diese Maßnahmen in der Praxis umgesetzt werden und ob sie tatsächlich zu einer Reduzierung der Missbrauchsfälle führen. Kritiker könnten argumentieren, dass dies ein weiterer Schritt in Richtung Überwachung und Einschränkung der Privatsphäre ist.
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