Staatliche Rettung der Meyer Werft: Ein riskantes Unterfangen?
Die Meyer Werft, ein traditionsreicher Schiffbaukonzern, steht vor einer möglichen Insolvenz. Angesichts der drohenden Gefahr für zehntausende Arbeitsplätze haben der Bund und das Land Niedersachsen beschlossen, mit einem Rettungspaket in Höhe von 400 Millionen Euro einzugreifen. Diese Maßnahme beinhaltet die Übernahme von 80 Prozent der Unternehmensanteile durch den Staat. Doch ist diese Intervention wirklich sinnvoll?
Ein fragwürdiger Rettungsversuch?
Schifffahrtsexperte Max Johns, Professor für Maritimes Management an der Hamburg School of Business Administration, äußerte sich zu dieser Frage. Er betonte, dass der staatliche Einstieg nur dann sinnvoll sei, wenn es gelinge, die Arbeitsplätze zu retten und die Steuergelder nicht verloren gingen. Die Rettungsaktion sei als Überbrückung für drei Jahre gedacht, um in dieser Zeit einen neuen Investor zu finden. Sollte dies gelingen, hätte sich die Investition gelohnt. Andernfalls drohe ein langfristiges finanzielles Fiasko.
Managementfehler und wirtschaftliche Herausforderungen
Die Krise der Meyer Werft sei laut Johns hauptsächlich auf Managementfehler zurückzuführen. Insbesondere die Verträge über die Schiffe enthielten keine Gleitklauseln für Materialkosten, wodurch das Unternehmen unzureichend gegen Inflation abgesichert war. Hinzu komme die Corona-Pandemie, die zu erheblichen Verzögerungen und finanziellen Belastungen führte. Die maritime Wirtschaft sei zudem extrem volatil und abhängig von externen Einflüssen wie Rezessionen, Kriegen oder Pandemien.
Ein realistisches Rettungsszenario?
Johns hält es für unwahrscheinlich, dass die Familie Meyer die Unternehmensanteile selbst zurückkaufen könne. Ein externer Investor sei realistischer, wobei Technologie- oder Werftunternehmen wie Chantier de l’Atlantique aus Frankreich oder Fincantieri aus Italien in Frage kämen. Beide Firmen hätten ein Interesse an dem Portfolio und dem Standort der Meyer Werft.
Vergleich mit Galeria Karstadt Kaufhof
Der Vergleich mit der staatlichen Rettung von Galeria Karstadt Kaufhof drängt sich auf. Während das Geschäftsmodell der Kaufhauskette grundsätzlich infrage gestellt sei, sehe die Situation bei der Meyer Werft anders aus. Das aktuelle Auftragsbuch sei vielversprechend, und es gebe eine Nachfrage auf Kundenseite. Allerdings bestehe auch hier das Risiko, dass zukünftige Krisen zu erneuten Problemen führen könnten. Daher sei es wichtig, dass die staatliche Finanzierung schnell wieder zurückgefahren werde.
Die staatliche Rettung der Meyer Werft bleibt ein hochriskantes Unterfangen. Ob sich die Investition letztendlich auszahlen wird, hängt von vielen unvorhersehbaren Faktoren ab. Doch eines ist sicher: Der Staat sollte sich nicht dauerhaft als Unternehmer betätigen, sondern schnellstmöglich einen geeigneten Investor finden, um die finanziellen Risiken zu minimieren.
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