Schweizer Zeitung "20 Minuten" in der Kritik: KI-generierte Leserpost und Fake News über Putin
Anlässlich ihres 25. Jubiläums hat die Schweizer Gratiszeitung "20 Minuten" eine Seite voller Leserlob veröffentlicht. Doch die Freude über die vermeintlichen Glückwünsche wurde schnell getrübt, als bekannt wurde, dass einige der abgebildeten Gratulanten keine realen Personen waren, sondern durch künstliche Intelligenz (KI) generierte Figuren. Dieser Vorfall hat nicht nur für Aufsehen gesorgt, sondern auch die Glaubwürdigkeit der Zeitung erheblich beschädigt.
Gefälschte Komplimente und öffentliche Entschuldigung
Die Jubiläumsausgabe der "20 Minuten" erreichte 3,26 Millionen Haushalte in der Deutschschweiz. Auf einer speziellen Seite wurden neun Leserporträts abgebildet, die erklärten, warum sie die Zeitung regelmäßig lesen. Doch weder "Darrell (23)" noch "Remo (28)" existieren tatsächlich – sie wurden durch KI erschaffen. Der Vorfall wurde publik, als ein aufmerksamer Leser auf der Plattform X (ehemals Twitter) die künstliche Natur der Bilder erkannte und öffentlich darauf hinwies.
Die Reaktion der Chefredakteurin Désirée Pomper ließ zunächst auf sich warten. Erst nachdem der Vorfall an die Öffentlichkeit gelangt war, entschuldigte sich Pomper für den "fundamentalen Verstoß gegen die publizistischen Leitlinien" der Zeitung. Sie betonte, dass weder die Chefredaktion noch die Redaktionsleitung von der Aktion gewusst hätten. Dennoch musste ein Kadermitglied umgehend seinen Posten räumen.
Fragwürdige Hintergründe der KI-Auswahl
Interessant ist die Auswahl der KI-generierten Figuren: Ein junger Mann mit dunkler Haut und ein vermeintlich asiatischer Leser. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Redaktion gezielt Diversität darstellen wollte, jedoch auf echte Leser verzichtete, die diesem Profil entsprechen. Daraus ergibt sich die Frage, wie ernst das Thema Diversität in der Redaktion genommen wird und ob die Wahl der künstlichen Figuren aus der woken Notwendigkeit getroffen wurde.
Ein "Einzelfall" oder wiederholte Versäumnisse?
Die Redaktion von "20 Minuten" versichert, dass es sich um einen "isolierten Vorfall" handle. Doch nun spekulieren Kritiker, ob dies tatsächlich der erste Fehler dieser Art war. Immer wieder wurden Qualitätskontrollen in der Redaktion hinterfragt, besonders nach umstrittenen Berichten über den Gesundheitszustand Putins oder propagandaähnlichen Geschichten über den Ukraine-Konflikt. Berichte über Interviews mit verängstigten russischen Frauen unter Bewachung bewaffneter ukrainischer Soldaten in besetzten Gebieten wie Kursk werfen erhebliche Zweifel an den publizistischen Standards und der ethischen Verantwortung der "20-Minuten"-Redaktion auf.
Inzwischen ermitteln russische Strafbehörden gegen eine Journalistin des Blattes. Die russischen Strafverfolgungsbehörden untersuchen derzeit, wie die "20-Minuten"-Korrespondentin in das Territorium der Russischen Föderation gelangt ist, um entsprechende Entscheidungen gemäß russischem Recht treffen zu können, teilte die russische Botschaft in Bern mit.
Ob dieser Vorfall eine tiefere Krise in der Redaktionskultur aufzeigt oder wirklich nur ein Einzelfall war, bleibt abzuwarten. Das Vertrauen in die "20-Minuten"-Redaktion ist jedenfalls schwer erschüttert, und der Weg zur Wiederherstellung wird lang und mühsam sein.
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