Reform bei CO2-Bepreisung: Eigentümern und Mietern drohen 2027 höhere Kosten
Eine neue Reform bei der CO2-Bepreisung könnte ab 2027 zu erheblichen finanziellen Belastungen für Gebäudeeigentümer und Mieter führen. Dies geht aus einer Studie des Münchner Forschungsinstituts für Wärmeschutz hervor, die im Auftrag des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG) durchgeführt wurde. Besonders betroffen seien energetisch schlechte Gebäude, deren Zustand sich künftig rächen könnte.
Droht eine Kostenexplosion?
Der Geschäftsführer des BuVEG, Jan Peter Hinrichs, warnt vor den finanziellen Folgen: „Auf viele Eigentümer und Mieter werden hohe Mehrkosten zukommen, weil Fassade, Dach und Fenster veraltet sind. Im schlechtesten Fall sind dies viele Tausend Euro pro Jahr.“ Er betont, dass eine neue Sanierungsoffensive dringend notwendig sei, um die Bevölkerung vor erheblichen Zusatzbelastungen zu schützen. Die Bundesregierung müsse die Anreize für Maßnahmen, die den Energiebedarf von Gebäuden reduzieren, wieder ins Zentrum rücken.
Verschleppte Sanierungen und ihre Folgen
Der BuVEG vertritt Unternehmen in der Herstellung von Baustoffen wie Steinen, Fenstern, Türen, Fassaden, Putzsystemen und Dämmstoffen. Der Verband hatte in der Vergangenheit wiederholt darauf hingewiesen, dass die politisch formulierte Zielmarke einer Sanierungsquote von 2,0 Prozent nicht erreicht werde. Die Bau-Experten haben nun die finanziellen Folgen daraus beziffert.
„Die Studienergebnisse zeigen, dass infolge höherer CO2-Preise die vielen Gebäude in schlechten Energieeffizienzklassen zum unkalkulierbaren Kostenrisiko für ihre Bewohner und Eigentümer werden könnten“, erklärte Andreas Holm, Studienautor und Leiter des Münchner Forschungsinstituts für Wärmeschutz. Bereits jetzt sei absehbar, dass die bereitgestellten Emissionszertifikate für den Gebäudebereich nicht ausreichen werden und der CO2-Preis daher stark steigen werde.
Der EU-Emissionshandel und seine Auswirkungen
Der verpflichtende EU-Emissionshandel (EUTS2) sieht vor, dass für jede Tonne durch die Verbrennung von Öl und Gas ausgestoßenes CO2 ein Verschmutzungszertifikat gekauft werden muss. Wenn viel Brennstoff benötigt wird, weil viele Häuser nicht gut gedämmt sind, steigt der Preis pro Tonne CO2 entsprechend an. „Damit ist der politisch vereinbarte Preis von 45 Euro pro Tonne CO2 markttechnisch nicht mehr haltbar“, erklärte Holm.
Den Umstieg auf Heizen mit Strom, etwa mit einer Wärmepumpe, sieht der BuVEG ebenfalls kritisch. Dann werde zwar kein CO2-Preis fällig, Bewohnern von schlecht gedämmten Wohnungen und Häusern drohten aber dennoch hohe Stromkosten. Es brauche daher mehr Anreize für Sanierungen, erklärte der Verband. Die Sanierungsrate in Deutschland, also der Anteil der innerhalb eines Jahres sanierten Gebäude am Gesamtgebäudebestand, liegt nach Angaben des BuVEG bei gerade einmal 0,7 Prozent. Nach Ansicht des Verbands wäre eine Rate von zwei Prozent nötig, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen.
Politische Versäumnisse und die Folgen für die Bürger
Im Gebäude- sowie Verkehrsbereich gilt derzeit eine nationale CO2-Bepreisung. Der CO2-Preis von derzeit 45 Euro pro Tonne steigt im kommenden Jahr auf 55 Euro. Ab 2026 beginnt dann ein Emissionshandel mit einem festgelegten Preiskorridor – dieser sieht einen Mindestpreis von 55 Euro für ein sogenanntes Emissionszertifikat und einen Höchstpreis von 65 Euro vor. Der nationale Emissionshandel soll 2027 in einen europäischen Emissionshandel für Gebäude und Verkehr überführt werden.
Der Studienautor Andreas Holm vom Forschungsinstitut für Wärmeschutz sagte, bereits heute sei absehbar, dass der europäische Emissionshandel nicht genug Emissionszertifikate für den Gebäudebereich zur Verfügung stelle. Es seien hohe CO2-Preise zu erwarten. Viele Gebäude in schlechten Energieeffizienzklassen könnten zum „unkalkulierbaren Kostenrisiko“ für ihre Bewohner und Eigentümer werden.
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