Norwegen stärkt das Recht auf Bargeldzahlung
In einer Zeit, in der digitale Zahlungsmethoden weltweit auf dem Vormarsch sind, hat Norwegen einen bemerkenswerten Schritt unternommen, um das Recht auf Bargeldzahlung zu stärken. Ab dem 1. Oktober 2024 sind alle Geschäfte, Restaurants und Dienstleister im Land gesetzlich verpflichtet, Bargeldzahlungen bis zu einer Höhe von 20.000 Norwegischen Kronen (ca. 1.673 Euro) anzunehmen. Dies markiert eine deutliche Kehrtwende in einem Land, das bisher als Vorreiter in Sachen bargeldloser Zahlungsverkehr galt.
Die Rückkehr des Bargelds
Die digitale Wende hat in Norwegen in den letzten Jahren rasant an Fahrt aufgenommen. Laut einer Erhebung des Zahlungsanbieters Klarna wurden im vergangenen Jahr nur noch 10 Prozent aller Transaktionen mit Bargeld durchgeführt. Die Mehrheit der Norweger bevorzugt die Zahlung mit Karte (56 Prozent) oder Mobiltelefon (26 Prozent). Doch diese Entwicklung hat nicht alle Bevölkerungsschichten gleichermaßen erreicht.
Berücksichtigung nicht-digitaler Menschen
Mit dem neuen Gesetz reagiert die norwegische Regierung auf die Bedürfnisse von rund 600.000 Bürgern, die nicht digital leben. Dies betrifft vor allem ältere und ärmere Menschen, die Schwierigkeiten mit der Nutzung digitaler Zahlungsmethoden haben. Justizministerin Emilie Enger Mehl betonte, dass die Menschen darauf vertrauen können sollten, beim Einkaufen problemlos bezahlen zu können, unabhängig davon, ob sie digitale Zahlungsmethoden nutzen oder nicht.
Gefahren der Digitalisierung
Die umfassende Digitalisierung des Zahlungsverkehrs bringt auch Risiken mit sich. Stromausfälle oder Cyberangriffe könnten die digitalen Zahlungssysteme lahmlegen. Das norwegische Direktorat für Katastrophenschutz und Notfallvorsorge empfiehlt daher, stets einen gewissen Bargeldvorrat bereitzuhalten, um in solchen Situationen weiterhin zahlungsfähig zu bleiben.
Widerstand gegen das Gesetz
Trotz der positiven Rückmeldungen gibt es auch kritische Stimmen. Rune Aale-Hansen, Geschäftsführer der Buchhaltungsfirma Regnskap Norge, sieht in der Stärkung des Bargeldrechts ein Geschenkpaket für Kriminelle und argumentiert, dass eine bargeldlose Gesellschaft das Ausmaß der Finanzkriminalität verringern könnte. Zudem könnten Unternehmen durch den Wegfall von Bargeldzahlungen erhebliche Kosten einsparen.
Ein Blick nach Schweden
Auch in Schweden, einem weiteren Vorreiter der digitalen Zahlung, wird das Bargeld wieder stärker ins Bewusstsein gerückt. Die schwedische Zentralbank, die Riksbank, betont die Bedeutung von Bargeld für sichere und zugängliche Zahlungssysteme und fordert die Politik auf, den rechtlichen Rahmen entsprechend anzupassen.
Die Entscheidung Norwegens, das Bargeldrecht zu stärken, zeigt, dass die totale Digitalisierung nicht alternativlos ist. Sie setzt ein wichtiges Zeichen für die Wahrung der Zahlungsfreiheit und den Schutz derjenigen, die in der digitalen Welt nicht Schritt halten können. Dies könnte auch in anderen Ländern als Vorbild dienen, um die Balance zwischen digitalem Fortschritt und traditionellen Werten zu wahren.
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