Neue Studie: Junge Menschen haben große Angst vor Migration – Klimawandel wird nebensächlich
Eine kürzlich veröffentlichte Langzeitstudie hat aufgedeckt, dass die Angst vor Migration unter jungen Menschen in Deutschland stark zunimmt, während die Sorge um den Klimawandel deutlich abnimmt. Diese Entwicklung könnte auf tiefgreifende gesellschaftliche und politische Veränderungen hinweisen.
Migration und Geldsorgen dominieren die Ängste
Die repräsentative Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“, die seit 1992 jährlich im Auftrag der R+V-Versicherung durchgeführt wird, zeigt, dass neben finanziellen Sorgen insbesondere die Angst vor Spannungen mit Migranten zunimmt. Rund 2400 Menschen wurden in persönlichen Gesprächen zu ihren größten Sorgen rund um Politik, Wirtschaft, Umwelt, Gesellschaft und Gesundheit befragt.
In diesem Jahr belegen zwei Themenschwerpunkte die vorderen Plätze: Migration und finanzielle Sorgen. Bereits zum 14. Mal in Folge liegt die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten mit 57 Prozent an der Spitze. Hohe Lebensmittelpreise, teure Dienstleistungen und knapper Wohnraum sind hier die Hauptursachen. Trotz einer geringeren Inflationsrate bleibt das Leben in Deutschland teuer, was 52 Prozent der Deutschen Sorgen bereitet, dass Wohnen unbezahlbar wird.
Migration als dominierendes Thema
Die Angst vor einer Überforderung des Staates durch Flüchtlinge und vor zunehmenden gesellschaftlichen Spannungen, die durch „ausländische Menschen“ verursacht werden, liegt mit 56 bzw. 51 Prozent auf den Plätzen zwei und vier. Besonders auffällig ist der Anstieg der Angst vor gesellschaftlichen Spannungen, die im vergangenen Jahr noch auf Platz zwölf lag.
Ost- und Westdeutschland im Vergleich
Die Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki stellt fest, dass ökonomische Sorgen zunehmend von sozialen und gesellschaftlichen Ängsten überlagert werden. „Man kann sagen, dass ein Kulturkampf geführt wird, der die Ängste, die im Zusammenhang mit der Migration stehen, zusätzlich befeuert“, so Borucki. Besonders im Osten Deutschlands ist die Sorge vor Migration größer als im Westen. In den neuen Bundesländern liegt die Angst vor Zuwanderung bei 60 Prozent, in den alten Bundesländern nur bei 55 Prozent.
Verschiebung der Ängste nach Altersgruppen
Interessanterweise zeigt die Studie, dass die Ängste vor Migration bei den 14- bis 19-Jährigen auf den ersten drei Plätzen liegen. Im Alter verschieben sich die Sorgen hin zu unbezahlbaren Wohn- und Lebenshaltungskosten. Die Angst vor Naturkatastrophen und dem Klimawandel ist hingegen deutlich gesunken und liegt abgeschlagen auf den Plätzen 13 und 15.
Politische Unzufriedenheit und Extremismus
Drastisch gestiegen ist die Angst vor politischem Extremismus. Während 48 Prozent der Befragten sich vor islamischem Terror fürchten, sind es 38 Prozent vor Rechtsextremismus und nur sieben Prozent vor Linksextremismus. Die Unzufriedenheit der Bürger mit der bundesdeutschen Politik spiegelt sich auch in der Vergabe von Schulnoten wider: Jeder Dritte vergab die Note fünf oder sechs.
Die Autoren der Studie sind überrascht, dass trotz der vielen Diskussionen in den Medien die Sorgen der meisten Menschen rückläufig sind. Der Durchschnittswert aller gemessenen Ängste ist um drei Prozent gesunken, was darauf hindeutet, dass sich die Stimmung der Deutschen insgesamt aufgehellt hat.
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