Medikamentenkrise in Deutschland: Hunderte Arzneimittel nicht lieferbar
Die Versorgungslage in deutschen Apotheken spitzt sich dramatisch zu. Besonders in der kalten Jahreszeit, wenn Atemwegserkrankungen zunehmen, sind wichtige Medikamente wie Antibiotika nicht verfügbar. Diese Krise offenbart die Abhängigkeit Deutschlands von ausländischen Lieferanten und stellt die Gesundheitsversorgung vor enorme Herausforderungen.
Abhängigkeit von Asien: Ein strukturelles Problem
Deutschland bezieht einen Großteil seiner Medikamente aus dem Ausland, insbesondere aus Asien. Eine Analyse des Bundesverbands der Apothekerverbände zeigt, dass 41 Prozent der Fertigarzneimittel aus Indien und 13 Prozent aus China stammen. Nur ein Bruchteil, nämlich zwei Prozent, wird in Deutschland produziert. Diese Abhängigkeit führt zu erheblichen Problemen, wenn es zu Lieferengpässen kommt.
Lieferengpässe bei lebenswichtigen Medikamenten
Der Vorsitzende des hessischen Apothekerverbands, Holger Seyfarth, warnt vor einer kritischen Situation: „Die Apotheken können nicht mehr in vollem Umfang ihrem hoheitlichen Auftrag nachkommen, die Menschen in Deutschland mit Arzneimitteln zu versorgen.“ Besonders betroffen sind Insuline, Antibiotika und Krebsmedikamente. Die Lage verschärft sich weiter, da 500 Medikamente als nicht lieferbar gekennzeichnet sind.
Versorgungskrise: Ein Ende ist nicht in Sicht
Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, bestätigt: „Ein Ende der Lieferprobleme ist nicht absehbar. Besondere Sorgen bereitet uns, dass jetzt schon sehr viele Antibiotika nicht lieferbar sind.“ Mit Blick auf die kommende kalte Jahreszeit, in der Atemwegsinfektionen zunehmen, ist dies besonders alarmierend. Auch Antibiotikasäfte für Kinder sind betroffen, was die Situation für Familien zusätzlich erschwert.
Gesetzliche Maßnahmen ohne Wirkung
Die Bundesregierung verabschiedete im vergangenen Jahr das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG), das jedoch laut Apothekern keine spürbare Wirkung zeigt. Trotz gesetzlicher Maßnahmen bleibt die Lage angespannt, und die Apotheken müssen täglich nach Alternativen suchen, um die Versorgung der Patienten zu gewährleisten.
Apothekensterben verschärft die Krise
Zusätzlich zu den Lieferengpässen verschärft das Sterben der Apotheken die Situation weiter. Im ersten Halbjahr 2024 sank die Zahl der Apotheken in Deutschland um 283 auf einen neuen Tiefstand von 17.288. Pro 100.000 Einwohner gibt es nur noch 21 Apotheken. Besonders in Berlin ist die Apothekendichte mit 19 weit unter dem europäischen Durchschnitt von 32.
Die Kombination aus Lieferengpässen und dem Rückgang der Apotheken stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheitsversorgung in Deutschland dar. Um dem demografischen Wandel und der steigenden Zahl älterer Menschen gerecht zu werden, fordern Branchenverbände eine deutliche Erhöhung der Apothekendichte.
Es bleibt abzuwarten, wie die Bundesregierung auf diese alarmierende Entwicklung reagieren wird. Die Versorgungssicherheit der Bevölkerung darf nicht weiter gefährdet werden. Die Politik ist gefordert, nachhaltige Lösungen zu finden, um die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten zu reduzieren und die heimische Produktion zu stärken.
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