Massive Beitragserhöhungen für Privatversicherte: Ein Weckruf für das Gesundheitssystem
Die privaten Krankenversicherer kündigen für das kommende Jahr drastische Beitragserhöhungen an. Laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" müssen Privatversicherte ab dem 1. Januar 2025 mit einem durchschnittlichen Anstieg der Prämien um 18 Prozent rechnen. Diese Entwicklung betrifft rund zwei Drittel der 8,7 Millionen Vollversicherten in Deutschland. In einigen Fällen könnten die Erhöhungen sogar mehr als 30 Prozent betragen.
Ursachen der Beitragserhöhungen
Der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) bestätigt die geplanten Beitragserhöhungen, weist jedoch darauf hin, dass die Angabe eines einheitlichen Prozentsatzes immer nur eine Momentaufnahme sei. Die Ursachen für die steigenden Beiträge liegen vor allem in den stark gestiegenen Ausgaben für medizinische Leistungen. Besonders die Kosten für Krankenhausbehandlungen sind ein wesentlicher Treiber. Allein im Jahr 2023 stiegen die Leistungsausgaben der PKV im Krankenhausbereich um 13,5 Prozent.
Nachwirkungen der Corona-Pandemie
Ein weiterer Grund für die Kostensteigerungen ist die Nachholwirkung von Operationen, die während der Corona-Pandemie verschoben wurden. Diese werden nun vermehrt durchgeführt, was die Kosten zusätzlich in die Höhe treibt. Auch die gestiegenen Preise in der Pflege und bei allgemeinen Krankenhausleistungen, die sowohl für privat als auch gesetzlich Versicherte identisch sind, tragen zur Beitragsanpassung bei. Zwischen 2021 und 2023 stiegen die Kosten je durchschnittlichen Pflegetag im Krankenhaus um 37,5 Prozent.
Empfehlungen für Versicherte
Fachleute raten den Privatversicherten, die verschiedenen Tarife innerhalb ihrer bestehenden Versicherung zu prüfen, da neue Tarife häufig günstiger seien. Ein Wechsel des Anbieters lohne sich dagegen meist nicht, da dabei die aufgebauten Altersrückstellungen verloren gehen könnten. Auch die Verbraucherzentralen empfehlen, sich Angebote zur Umstellung des Tarifs einzuholen. Hierfür bieten sie einen kostenlosen Musterbrief an.
Vergleich mit gesetzlichen Krankenkassen
Die gesetzlichen Krankenkassen hatten bereits im Juni vor steigenden Beiträgen gewarnt. Für 2025 wird ein zusätzlicher Finanzbedarf von 0,5 bis 0,6 Prozentpunkten erwartet. Der Zusatzbeitrag, den die Kassen für ihre Mitglieder festlegen, wurde bereits für 2024 auf durchschnittlich 1,7 Prozent angehoben. Der gesamte Beitrag umfasst daneben den allgemeinen Satz von 14,6 Prozent des Bruttolohns.
Forderung nach Reformen
Die aktuelle Situation zeigt einmal mehr, wie dringend Reformen im Gesundheitssystem notwendig sind. Die Erhöhungsspirale müsse durchbrochen werden, fordern Experten. Die geplante Krankenhausreform soll nach Wunsch der Krankenkassen fairer finanziert werden. Hier sind die politischen Entscheidungsträger gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, die sowohl die Qualität der Gesundheitsversorgung sicherstellen als auch die Beitragszahler entlasten.
Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich die Beitragserhöhungen auf die Versicherten auswirken werden und ob die Politik die notwendigen Reformen zeitnah umsetzt. Klar ist jedoch, dass die steigenden Kosten sowohl für privat als auch gesetzlich Versicherte eine zunehmende Belastung darstellen.