IT-Panne bei deutscher Behörde: Destatis sorgt für Frustration und Unsicherheit
Der Ruf der deutschen Wirtschaftsnation scheint weiter zu bröckeln. Zwischen einem maroden Schienennetz, einer Insolvenzwelle und einer allgemein knirschenden Wirtschaft hat nun auch das Statistische Bundesamt (Destatis) einen herben Rückschlag erlitten. Die Behörde hat wichtige wirtschaftliche Indikatoren über Monate hinweg nicht veröffentlicht, was zu erheblichen Frustrationen bei Ökonomen und Gesetzgebern geführt hat.
Wichtige Daten bleiben aus – „Nichts funktioniert mehr richtig“
Das Statistische Bundesamt hat die Veröffentlichung zentraler wirtschaftlicher Daten aufgeschoben, was Bürger und Ökonomen in eine gewisse Blindheit über die Konjunktur im Land versetzt. Laut der Financial Times trägt diese Verzögerung zu der allgemeinen Meinung bei, dass in Deutschland „nichts mehr richtig funktioniert“. Jörg Krämer von der Commerzbank wurde zitiert: „Es gab mal bestimmte Dinge im Leben, auf die man sich verlassen konnte, zum Beispiel, dass Destatis pünktlich veröffentlicht.“
Seit Mai hat Destatis es vermieden, die Zeitreihendaten für Einzel- und Großhandelsumsätze sowie Umsätze im Dienstleistungsgewerbe, im Gastgewerbe, bei Autohäusern und Werkstätten zu aktualisieren. Diese Daten sind für Ökonomen von entscheidender Bedeutung, um die aktuelle Verbraucherlaune zu ermitteln und Investoren eine verlässliche Grundlage zu bieten.
IT-Probleme und methodische Veränderungen
Als Grund für die fehlenden Updates werden IT-Probleme und eine Veränderung der Methodik in EU-Geschäftsstatistiken angegeben. Eine Serie von kleinen Pannen und verschiedenen Verzögerungen hat dazu geführt, dass Destatis vier Monate lang keine Daten für Einzelhandelsumsätze sowie Dienstleistungen veröffentlichen konnte. Robin Winkler von der Deutschen Bank kommentierte: „Wir sind seit Monaten blind geflogen.“
Destatis zeigt sich jedoch optimistisch, was den methodischen Wechsel angeht. Die Behörde plant, die Umsätze von Unternehmen, die gleichzeitig im Dienstleistungs- und im Fertigungsbereich tätig sind, künftig unterschiedlich auszuweisen. Dies soll zu einer deutlichen Verbesserung bei der Veröffentlichung von ökonomischen Daten führen.
Destatis holt Daten auf: Hoffnung auf Besserung
Mittlerweile hat Destatis eine Roadmap für die Wiederaufnahme der entsprechenden Veröffentlichungen bekanntgegeben. „Die Veröffentlichung der Konjunkturergebnisse bei den Konjunkturstatistiken im Handel und Dienstleistungsbereich wird sukzessive wieder aufgenommen“, teilte die Behörde mit. Für Ende September ist die Wiederaufnahme der Ergebnisveröffentlichung in Form von Pressemitteilungen im Handel und Dienstleistungsbereich geplant.
In der GENESIS-Datenbank sind seit dem 23. September die Monatsstatistik im Einzelhandel (Juli 2024), die Monatserhebung für Tourismus (Juli 2024) sowie die Preisindizes für die Bauwirtschaft (2. Quartal 2024) einsehbar. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, das Vertrauen in die deutsche Wirtschaft und ihre Institutionen wiederherzustellen.
Die IT-Panne bei Destatis ist ein weiteres Beispiel für die zahlreichen Herausforderungen, denen sich Deutschland momentan stellen muss. Es bleibt zu hoffen, dass die angekündigten Maßnahmen greifen und die Behörde bald wieder verlässliche Daten liefern kann, um die wirtschaftliche Lage im Land besser einschätzen zu können.
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