Gemeinden bauen Sitzbänke im Wald ab: Klimawandel als Ursache
Stuttgart (Baden-Württemberg) – Wer im Wald wandert oder spazieren geht, der setzt sich gerne mal auf eine Bank und genießt bei einer Rastpause den Ausblick und die Natur. Doch die guten alten Sitzbänke entlang von Wanderwegen sind in Gefahr. Oder: eine Gefahr!
Immer mehr Gemeinden bauen Ruhebänke ab, weil sie eine Bedrohung darstellen sollen. Aber warum? Ein Grund ist der Klimawandel.
Angst vor herabfallenden Ästen
Die zunehmende Trockenheit im deutschen Forst sorgt für kranke oder abgestorbene Bäume. Das bedeutet: Die Gefahr, von einem herabfallenden Ast getroffen zu werden, steigt. Und da kommen die Bänke ins Spiel. Denn die Nutzung von Wäldern als Wanderer oder Spaziergänger geschieht grundsätzlich auf eigene Gefahr. Doch wer auf einer Sitzbank verletzt wird, der kann den Waldbesitzer haftbar machen.
FDP-Politiker kritisiert Regelung
Hintergrund ist, dass mit einer Bank nach geltender Rechtsprechung neuer „Verkehr“ geschaffen wird. Dieser gehe über das allgemeine Recht hinaus, den Wald zum Zwecke der Erholung zu betreten. Wegen des verstärkten Publikumsaufkommens entstehen für die Waldbesitzer umfangreichere Verkehrssicherungspflichten.
Der baden-württembergische Landtagsabgeordnete Dr. Erik Schweickert (52, FDP) hält die derzeitige Regelung für eine „absolute Idiotie“. Bei Gemeinden kommen jetzt Rechnungen des landeseigenen Forstbetriebs Forst BW an – für die „Verkehrssicherung“ von Bänken, die sich auf dem Gelände vom Staatswald befinden. Das bedeutet z.B.: Rund um die Bänke müssen alle Äste entfernt werden, die theoretisch abbrechen könnten.
Waldbesitzer drohen mit Waldsperrungen
Betroffen sind offenbar besonders Kommunen im Schwarzwald (Baden-Württemberg). Die Gemeinde Nagold hat als Konsequenz schon beschlossen, Bänke abzubauen. Und auch im Urlaubsort Schömberg sollen 60 der insgesamt 400 Ruhebänke verschwinden. Touristik-Chef Ulrich Döbereiner klagt: „Das ist schon schmerzhaft für unsere Gemeinde.“
Der Waldbesitzer-Verband „Forstkammer Baden-Württemberg“ dringt auf Entlastung. Man sei nicht für das zunehmende Risiko herabfallender Äste oder Bäume verantwortlich. Geschäftsführer Jerg Hilt: „Wir dürfen nicht auf den finanziellen Kosten der Wetterextreme sitzen bleiben.“ Er verlangt, die Verkehrssicherungspflicht anders zu regeln und warnt: „Sonst bleibt den Waldbesitzern im schlimmsten Fall nichts anderes übrig, als betroffene Waldstücke zu sperren.“
Diese Entwicklung zeigt einmal mehr, wie weitreichend die Folgen des Klimawandels sind und wie sie sogar die kleinen, alltäglichen Dinge des Lebens beeinflussen. Die Diskussion um die Verkehrssicherungspflicht und die Haftung von Waldbesitzern wird sicherlich weitergehen und könnte langfristig auch Auswirkungen auf den Tourismus und die Naherholung in den betroffenen Regionen haben.
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