Geldpolitik im Wandel: Japan und USA navigieren durch globale Wirtschaftsherausforderungen
Japan hebt Zinsen an, USA hält stabil
Nach Jahren der lockeren Geldpolitik hat die Bank of Japan (BoJ) ihre Leitzinsen zum zweiten Mal in 17 Jahren erhöht. Wie die Zentralbank am Mittwoch nach ihrer Sitzung mitteilte, wird der neue Zinssatz 0,25 Prozent betragen, nachdem er seit März zwischen null und 0,1 Prozent lag. Die Bank kündigte zudem weitere Anhebungen an, sollte sich die Wirtschaft wie erwartet entwickeln.
Hintergrund der japanischen Entscheidung
Die Bank of Japan hatte die Leitzinsen seit 2016 im negativen Bereich gehalten, um die Konjunktur anzuschieben. Diese Politik schwächte die japanische Währung – gut für Exportunternehmen, aber schlecht für Verbraucher, da Importe verteuert wurden. In Japan war die Inflation als Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ab 2022 stark gestiegen.
Die Zentralbank erklärte, die Wirtschaftstätigkeit und die Preise entwickelten sich zuletzt „im Allgemeinen wie von der Zentralbank prognostiziert“. Gleichzeitig würden die Löhne in vielen Bereichen angehoben. Sollte sich die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt entsprechend den Erwartungen entwickeln, werde es zu weiteren Leitzinserhöhungen kommen.
USA: Zinsen unverändert, aber mögliche Wende in Sicht
Wie erwartet, hat die Federal Reserve (Fed) den US-Leitzins unverändert gelassen. Derzeit liegt dieser in einer Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Gleichzeitig signalisiert die Fed ihre Bereitschaft zu einer baldigen Zinswende. Im Begleittext zum Zinsentscheid war von weiteren Fortschritten auf dem Weg zum Inflationsziel von zwei Prozent die Rede. An den Finanzmärkten wird seit einiger Zeit über eine mögliche Zinswende im September spekuliert.
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hatte die Fed aufgefordert, die Zinsen nicht vor den Präsidentschaftswahlen im November zu senken. Trump hatte zuvor in einem Interview die Vermutung geäußert, Powell wolle die Leitzinsen senken, um die Wahlchancen von Amtsinhaber Joe Biden zu verbessern.
Wirtschaftliche Entwicklung in Japan und den USA
Von März 2024 bis Juli 2024 hat die japanische Wirtschaft eine durchwachsene Entwicklung erlebt. Im ersten Quartal 2024 fiel das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Diese Schwäche setzte sich fort, da sowohl die Investitionen in Wohn- und Nichtwohngebäude als auch die Exporte zurückgingen. Der private Konsum zeigte ebenfalls Schwächen, obwohl es Anzeichen für eine Verbesserung gab. Beispielsweise stieg das Einzelhandelswachstum im Mai 2024 an, und die Reallöhne wuchsen im Vergleich zum Vorjahr um 4,7 Prozent.
Im Jahr 2024 hat sich die US-Wirtschaft unterschiedlich entwickelt. Zu Beginn des Jahres zeigte sich eine moderate wirtschaftliche Expansion mit einem realen BIP-Wachstum von etwa 2,2 Prozent im ersten Quartal. Trotz der Herausforderungen durch anhaltende Inflation und geopolitische Spannungen blieb die Wirtschaft relativ stabil, unterstützt durch starke Verbraucher- und Unternehmensausgaben.
Inflation und Energiepreise belasten Japan
Ein weiterer wichtiger Faktor war der schwache Yen, der die Importkosten erhöhte und somit auch die Inflation in Japan anheizte. Allerdings ist auch in Japan die Inflation zurückgegangen. Lag sie im Januar 2023 auf dem Höchststand von 4,4 Prozent, erreichte sie seit dem im April diesen Jahres einen Tiefstand von 2,5 Prozent, kletterte zuletzt im Juni aber wieder auf 2,8 Prozent.
Die Yen-Abwertung führte dazu, dass Japan 2023 trotz eines höheren realen Wirtschaftswachstums den Rang als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt an Deutschland abgeben musste. Laut Prognosen des Internationalen Währungsfonds könnte Japan 2025 sogar hinter Indien zurückfallen. Diese Vorhersagen sind jedoch aufgrund schwankender Wechselkurse mit erheblichen Unsicherheiten verbunden.
US-Wirtschaft wächst langsamer als im Vorjahr
Die Inflationsrate in den USA lag im Juni 2024 bei drei Prozent, was ein Rückgang im Vergleich zum Mai darstellt. Im Mai lag die Inflation noch bei 3,3 Prozent. Die Preise für Lebensmittel stiegen um 2,2 Prozent, während die Energiepreise um 1,0 Prozent zunahmen. Dennoch war das Wirtschaftswachstum im Jahr 2024 insgesamt langsamer als im Vorjahr. Die Prognosen für das Gesamtjahr deuten auf ein moderates Wachstum von etwa 0,7 Prozent hin, was auf die fortgesetzten Auswirkungen der strafferen Geldpolitik und die abnehmenden Nachwirkungen der Pandemie zurückzuführen ist.
Zusammengefasst hat sich die US-Wirtschaft 2024 trotz einiger Herausforderungen stabil entwickelt, mit einem moderaten Wachstum, einer schrittweisen Inflationsabkühlung und einer anhaltenden Stärke des Arbeitsmarktes.
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