Frankreich fordert Flexibilität bei EU-Emissionsvorgaben für Autos
Frankreich drängt auf mehr Flexibilität bei den verschärften Emissionsvorgaben für Autos, die ab nächstem Jahr gelten sollen. Diese Regelungen könnten europäische Autohersteller, die bereits mit einer nachlassenden Nachfrage nach Elektrofahrzeugen zu kämpfen haben, mit Milliardenstrafen belegen.
Wirtschaftsminister Antoine Armand setzt sich ein
Antoine Armand, der neu ernannte französische Wirtschaftsminister, erklärte am Dienstag, dass Frankreich seine europäischen Partner sondiere, um zu sehen, was in Bezug auf die EU-Emissionsstandards für 2025 getan werden könne. Diese Standards legen fest, wie viel eine Fahrzeugflotte maximal emittieren darf. Ohne eine Erhöhung des Anteils batteriebetriebener Autos oder eine Reduzierung traditioneller Motoren drohen Herstellern wie Renault, Stellantis und Volkswagen Strafen von über 10 Milliarden Euro.
Wirtschaftlicher Kontext muss berücksichtigt werden
„Ich kann nicht nachvollziehen, warum es Strafen geben sollte, wenn enorme Investitionen von den Autoherstellern getätigt wurden“, sagte Armand auf der Pariser Automesse, einer zweijährlichen Ausstellung von Autodesigns, die sich mehr denn je auf elektrische Versionen konzentriert. „Man kann keine Sanktionen verhängen, ohne den wirtschaftlichen Kontext und die Entwicklung unserer Industrie in Frankreich und Europa zu berücksichtigen“, fügte er hinzu. Armand betonte, dass man in Zusammenarbeit mit den engagiertesten europäischen Partnern Flexibilitäten erkunde.
Unklarheiten über die Form der Flexibilität
Armand machte keine genauen Angaben dazu, wie diese Flexibilität aussehen könnte – ob es um die Verringerung der Strafen, die Änderung der zugrunde liegenden Kriterien oder die Verschiebung der Frist gehe. Er hielt jedoch an der europäischen Frist von 2035 fest, um den Verkauf von nicht-elektrischen Autos schrittweise einzustellen, um die Industrie zu einem Wandel zu bewegen.
Widerstand und Forderungen nach Überprüfung
Brüssel steht zunehmend unter Druck von Autoherstellern, die Emissionsregeln zu verzögern oder abzuschwächen, da die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen schwächelt und Bedenken bestehen, dass die Hersteller Millionenstrafen für Umweltverschmutzung zahlen müssen. Die italienische Regierung hat sich besonders lautstark für eine Überprüfung des Verbots von 2035 ausgesprochen, wobei die italienische Premierministerin Giorgia Meloni es als „selbstzerstörerische Politik“ bezeichnete.
Warnungen aus der Industrie
Auf der Pariser Messe warnte Oliver Zipse, Vorstandsvorsitzender von BMW, dass das EU-Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2035 zu einem „massiven Schrumpfen der gesamten Industrie“ führen werde. Die deutsche Gruppe forderte eine frühere Überprüfung der langfristigen Ziele der EU und bezeichnete sie als „nicht mehr realistisch angesichts der aktuellen Marktdynamik“. Stellantis-CEO Carlos Tavares warnte jedoch davor, die Emissionsregeln zu verwässern, da eine Verzögerung des Übergangs zu Elektrofahrzeugen höhere Kosten für die Industrie mit sich bringen würde, die in sowohl herkömmliche Motoren als auch batteriebetriebene Autos investieren müsse.
EU bleibt standhaft
Die 2025er-Regeln verlangen von den Autoherstellern, die Emissionen im Vergleich zu 2021 um 15 Prozent zu senken. Bisher hat die Europäische Kommission an den Grenzwerten sowie dem Verbot neuer Verbrennungsmotoren ab 2035 festgehalten. Bei einer geschlossenen Veranstaltung in Brüssel im letzten Monat erklärten Beamte, dass die EU an ihren Fahrzeugemissionsgrenzen festhalten sollte, um Investoren Sicherheit zu bieten.
„Das Schlimmste, was wir tun könnten, wäre, weitere Unsicherheit und Verwirrung zu stiften, indem wir die vereinbarten Ziele erneut ändern“, sagte ein hochrangiger EU-Beamter.
Der Verkehr ist der einzige große Sektor in der EU, in dem die Emissionen jetzt höher sind als 1990.