
Fed vor Zinsentscheidung: Powell zwischen Inflationskampf und politischem Druck
Die US-Notenbank Federal Reserve steht heute Abend vor einer wegweisenden Entscheidung, die das wirtschaftliche Schicksal der größten Volkswirtschaft der Welt maßgeblich beeinflussen könnte. Um 20 Uhr deutscher Zeit wird die mit Spannung erwartete Zinsentscheidung verkündet, gefolgt von der traditionellen Pressekonferenz mit Fed-Chef Jerome Powell um 20:30 Uhr.
Zinspause trotz anhaltender Inflationssorgen
Nach drei aufeinanderfolgenden Zinssenkungen seit September, die den Leitzins bereits um einen vollen Prozentpunkt auf aktuell 4,25 bis 4,5 Prozent gedrückt haben, erwarten Marktbeobachter heute eine Verschnaufpause. Diese zögerliche Haltung könnte sich jedoch als gefährliches Spiel mit dem Feuer erweisen, während die Inflation weiterhin deutlich über dem anvisierten Zielwert von zwei Prozent liegt.
Wirtschaftsdaten verunsichern die Märkte
Die jüngsten Wirtschaftsdaten zeichnen ein verwirrendes Bild: Einerseits steht die US-Wirtschaft auf einem vermeintlich soliden Fundament, andererseits mehren sich die Anzeichen für unterschwellige Spannungen im Finanzsystem. Gregory Daco, Chefökonom bei EY, spricht von einer "Gratwanderung", bei der sich die Fed möglichst viele Optionen offenhalten möchte.
Die Fed verzichtet auf eine Zinssenkung, will sich aber maximalen Spielraum für künftige Anpassungen bewahren - eine Strategie, die sich als fataler Fehler erweisen könnte.
Politischer Druck nimmt zu
Besonders brisant: Der wachsende politische Druck auf die eigentlich unabhängige Notenbank. Die jüngsten verbalen Attacken aus Washington zeigen einmal mehr, wie dünn das Eis der Zentralbank-Autonomie geworden ist. Powell wird sich heute Abend zweifellos kritischen Fragen zu seiner Geldpolitik stellen müssen.
Neutraler Zinssatz als Zankapfel
Ein besonderer Fokus liegt auf dem sogenannten "neutralen Zinssatz" - jenem magischen Niveau, bei dem die Wirtschaft weder stimuliert noch gebremst wird. Die kontinuierliche Anhebung der Schätzungen für diesen Wert im vergangenen Jahr könnte als verstecktes Signal für eine restriktivere Geldpolitik gedeutet werden.
Ausblick: Turbulente Zeiten voraus
Michael Feroli von JPMorgan bringt es auf den Punkt: Die heutige Sitzung dürfte lediglich der "langweilige Start in ein turbulentes Jahr" sein. In einer Zeit, in der die wirtschaftlichen Unsicherheiten zunehmen und der politische Druck wächst, steht die Fed vor der Herausforderung, ihre Glaubwürdigkeit zu bewahren und gleichzeitig die richtigen geldpolitischen Entscheidungen zu treffen.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob die vorsichtige Strategie der Fed aufgeht oder ob die Zurückhaltung bei den Zinssenkungen sich als kostspieliger Fehler erweisen wird. Für die Märkte und die Realwirtschaft stehen turbulente Zeiten bevor.

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