Eklat bei der UN-Vollversammlung: Diplomaten verlassen während Netanjahus Rede den Saal
Ein beispielloser Vorfall ereignete sich bei der jüngsten Vollversammlung der Vereinten Nationen: Zahlreiche Diplomaten verließen demonstrativ den Saal, als der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu das Podium betrat. Seine anschließende Rede, in der er die Vereinten Nationen scharf kritisierte und vor weiteren Konflikten im Nahen Osten warnte, fand vor fast leeren Rängen statt.
Protest gegen Netanjahu
Netanjahu, der aufgrund des Schutzes der US-Regierung nach New York reisen konnte, steht derzeit im Fokus des Internationalen Strafgerichtshofs, der eine Anklage wegen Kriegsverbrechen gegen ihn prüft. Vor einem nahezu leeren Saal warf der israelische Premierminister der Weltgemeinschaft vor, Israel im Stich zu lassen. Er wetterte gegen den „antisemitischen Sumpf“ und die vermeintliche Doppelmoral der UNO.
Berichten zufolge hatten zahlreiche Diplomaten aus Protest den Saal verlassen, als Netanjahu den Plenarsaal betrat. Der sichtlich verärgerte Politiker beschuldigte die UNO, mit zweierlei Maß zu messen und Resolutionen zu verabschieden, die gegen Israel gerichtet seien. Die Kritik an Israel während der Vollversammlung habe seiner Meinung nach nichts mit dem Gazastreifen zu tun, sondern drehe sich immer um die Existenz Israels.
Bombardierung während der Rede
Während Netanjahu sprach, bombardierte Israel ein Hauptquartier der Hisbollah unter Wohnhäusern in Beirut, was die Fortsetzung der Angriffe auf die Hisbollah unterstreicht. Der israelische Premierminister verteidigte die Reaktion seines Landes auf die Angriffe der Hamas vom 7. Oktober und betonte das Recht Israels, seine Bürger zu schützen und die Bedrohung zu beseitigen. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden in Gaza wurden bei den Militäroperationen bisher mehr als 41.500 Palästinenser getötet und mehr als 96.000 verletzt.
Warnung an Teheran
In seiner Rede richtete Netanjahu auch eine deutliche Warnung an den Iran: „Ich habe eine Botschaft an die Tyrannen in Teheran: Wenn ihr uns angreift, werden wir zurückschlagen. Es gibt keinen Ort im Iran, den der lange Arm Israels nicht erreichen kann, und das gilt für den gesamten Nahen Osten.“ Die Spannungen zwischen Israel und dem Iran haben sich seit dem Angriff auf die iranische Botschaft in Damaskus und der Ermordung eines politischen Führers der Hamas in Teheran verschärft.
Iranische Offizielle erklärten, dass der Iran sich das Recht vorbehalte, zu einem Zeitpunkt und an einem Ort seiner Wahl Vergeltung zu üben. Die in New York versammelten Staats- und Regierungschefs forderten ein Ende der Kämpfe im Gazastreifen und im Libanon. Viele, darunter US-Präsident Joe Biden, wiederholten in ihren Reden die Forderung nach einem Waffenstillstand. Netanjahu tat diese Forderungen jedoch ab und sagte, das israelische Militär werde weiterhin „mit aller Kraft“ gegen die Hisbollah-Milizionäre im Libanon vorgehen.
Forderung nach Frieden
Netanjahu erwähnte keine Details eines möglichen Waffenstillstandsabkommens, einschließlich der Forderung der USA und Frankreichs nach einer dreiwöchigen Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah. Er äußerte jedoch den Wunsch nach Frieden, ohne konkrete Bedingungen zu nennen: „Israel sucht Frieden. Israel sehnt sich nach Frieden. Israel hat Frieden gemacht und wird wieder Frieden machen.“
Am Ende blieb es dabei: Die leeren Stühle in der Generalversammlung der Vereinten Nationen und die hitzige Rede Netanjahus zeichnen das Bild einer tiefen Kluft zwischen Israel und einem Teil der internationalen Gemeinschaft.
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