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01.08.2024
09:45 Uhr

DIHK: Deutsche Betriebe verlagern Produktion ins Ausland – Energiepolitik als Wettbewerbsnachteil

DIHK: Deutsche Betriebe verlagern Produktion ins Ausland – Energiepolitik als Wettbewerbsnachteil

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) schlägt Alarm: Immer mehr deutsche Unternehmen sehen sich gezwungen, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern. Grund dafür sind die hohen Energiepreise in Deutschland, die im internationalen Vergleich einen klaren Wettbewerbsnachteil darstellen. Eine aktuelle Umfrage der DIHK zeigt die dramatischen Konsequenzen dieser Entwicklung auf.

Hohe Energiepreise bedrohen den Industriestandort Deutschland

Die Ergebnisse der DIHK-Umfrage sind alarmierend: Vier von zehn Industriebetrieben erwägen, ihre Produktion am Standort Deutschland einzuschränken oder komplett ins Ausland zu verlagern. Besonders betroffen sind größere Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten – hier denkt sogar mehr als die Hälfte der Firmen über eine Verlagerung nach. Insgesamt nahmen rund 3.300 Unternehmen an der Umfrage teil.

„Das Vertrauen der deutschen Wirtschaft in die Energiepolitik ist stark beschädigt“, sagte Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer. Der Politik sei es bisher nicht gelungen, den Unternehmen eine Perspektive für eine zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung aufzuzeigen. Dies gelte insbesondere für die Industrie.

Risiken überwiegen Chancen der Energiewende

Seit 2012 befragt die DIHK jährlich Unternehmen zur Einschätzung der Auswirkungen der Energiewende auf ihre Wettbewerbsfähigkeit. In diesem Jahr ergibt sich auf einer Skala von minus 100 für „sehr negativ“ bis plus 100 für „sehr positiv“ ein Wert von minus 20 – der zweitschlechteste Wert in der Geschichte des Energiewendebarometers. Nur im Vorjahr lag der Wert mit minus 27 noch niedriger.

„Während in den Jahren vor 2023 viele Unternehmen auch Chancen in der Energiewende für den eigenen Betrieb sahen, überwiegen zuletzt aus ihrer Sicht deutlich die Risiken“, so die DIHK. Hohe Energiepreise würden zunehmend zu einem Produktions- und Investitionshemmnis. Die zunehmenden Pläne zur Produktionseinschränkung und -verlagerung und die tatsächlichen Verlagerungen zeigten, dass die energiepolitischen Standortbedingungen für alle Unternehmen in Deutschland inzwischen ein klarer Wettbewerbsnachteil seien.

Forderungen an die Politik

Die DIHK fordert daher eine Senkung der Steuern und Abgaben auf Strom. Umlagen sollten aus dem Bundeshaushalt finanziert werden. Die im Wachstumspaket vorgesehene dauerhafte Absenkung der Stromsteuer für das produzierende Gewerbe sollte auf alle Branchen ausgeweitet werden.

Mangelnde Wertschätzung der Industriearbeit

Eine Umfrage der Gewerkschaft IGBCE zeigt zudem, dass die Beschäftigten in der Industrie ein hohes Maß an Desinteresse und mangelnde Wertschätzung für ihre Arbeit wahrnehmen. Eine Mehrheit der Befragten kritisiert, dass die Belange und Sichtweisen von Arbeitnehmern in der Industrie in Politik, Gesellschaft und Massenmedien nicht ausreichend berücksichtigt würden.

Gut zwei Drittel der Befragten gaben an, die Wertschätzung für Jobs in der Industrie falle in der Gesellschaft heute „eher“ gering oder sogar „sehr“ gering aus. 69 Prozent sahen ihre Belange und Sichtweisen als Industriebeschäftigte in gesellschaftlichen Diskussionen eher oder gar nicht ausreichend berücksichtigt.

Der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis sagte der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (WAZ), die Gesellschaft in Deutschland sei „dem eigenen Wohlstandsgaranten in Teilen offensichtlich weit entrückt“.

Die Ergebnisse der Umfragen zeichnen ein düsteres Bild für die Zukunft des Industriestandorts Deutschland. Es bleibt abzuwarten, ob die Politik die notwendigen Maßnahmen ergreifen wird, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu sichern und die Abwanderung von Unternehmen zu verhindern.

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