Der Niedergang der deutschen Autoindustrie: Ein Traditionssektor in der Krise
Die deutsche Autoindustrie, einst unangefochtener Weltmarktführer, sieht sich heute enormen Herausforderungen gegenüber. Jahrzehntelang galt sie als Symbol für Qualität und Innovation, doch nun steht sie vor einem tiefgreifenden Wandel, der ihre Zukunft ungewiss erscheinen lässt.
Verlagerung der Produktion nach Asien
In den letzten zweieinhalb Jahrzehnten hat sich der globale Automobilmarkt drastisch verändert. Die Produktion verlagerte sich zunehmend nach Asien, insbesondere nach China. Im vergangenen Jahr wurden fast 60 Prozent aller Autos in Asien hergestellt und fast 50 Prozent dort verkauft, wie eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt. Dies hat die deutsche Automobilindustrie stark unter Druck gesetzt.
Das bedrohte Geschäftsmodell
Die deutsche Autoindustrie profitierte lange von der Globalisierung und der Dominanz im Premiumsegment. Zwischen 2000 und 2017 wuchs die Fahrzeugproduktion in Deutschland erheblich. Doch dieses Geschäftsmodell gerät ins Wanken. Bereits 2018 führte dies zu deutlichen Produktionsverlusten. Die Pkw-Produktion im Jahr 2023 lag wieder auf dem Niveau von 1985, der Export auf dem von 1998.
Neue Herausforderer und Technologiewandel
Deutschland war 2023 nach China der zweitgrößte Produzent von Elektrofahrzeugen, doch ohne diese läge die Produktion nur auf dem Niveau von 1966. Der Technologiewandel hin zu elektrifizierten Antriebssträngen hat die Tür für neue Wettbewerber geöffnet, die nun auch im Premiumsegment angreifen. Besonders in China setzen neue Konkurrenten die deutschen Hersteller unter Druck, was spürbare Absatzverluste zur Folge hat.
Deglobalisierung und Protektionismus
Zusätzlich verschärft sich die Lage durch protektionistische Maßnahmen gegen den Import von Fahrzeugen. Die USA und China führen die Liste der Länder mit den meisten neuen Handelshemmnissen an. Für den exportabhängigen Standort Deutschland sind dies schlechte Nachrichten, die die Automobilindustrie mittelfristig eher schrumpfen lassen werden.
Notwendige politische Unterstützung
Um den Niedergang zu stoppen, sind sowohl die Industrie als auch die Politik gefordert. Die Unternehmen müssen weiterhin hohe Ausgaben in Forschung investieren, während die Politik die Branche durch Maßnahmen wie die Senkung der Energiekosten, den Ausbau der Batteriezellfertigung und der Ladeinfrastruktur für E-Autos sowie die Verteidigung des Freihandels unterstützen muss. Es geht um nicht weniger als die Zukunft einer industriellen Schlüsselbranche in Deutschland.
Forschung und Innovation
Die deutschen Hersteller und Zulieferer haben ihre Forschung bereits konsequent auf Zukunftstechnologien ausgerichtet. Der Anteil des elektrifizierten Antriebsstrangs an den internationalen Patentanmeldungen steigt kontinuierlich an. Doch nur mit einem klaren Technologievorsprung kann das auf Premiumfahrzeuge ausgerichtete Geschäftsmodell aufrechterhalten werden.
Volkswirtschaftliche Bedeutung
Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Automobilindustrie ist enorm. Ihr Anteil an der Bruttowertschöpfung ist weitaus größer als offiziell ausgewiesen, bei der Beschäftigung sogar noch höher. Etwa ab dem Jahr 2000 war die Automobilindustrie der größte Wachstumstreiber im Verarbeitenden Gewerbe. Ihr Schicksal prägt damit die gesamtwirtschaftliche Entwicklung entscheidend mit.
Die Auslastung der Werke lag 2023 im Durchschnitt unter 70 Prozent, in vielen Werken deutlich darunter. Mit dem Ford-Werk in Saarlouis soll zum zweiten Mal seit der Jahrtausendwende ein großes Werk in Deutschland geschlossen werden. Sollte es nicht gelingen, die Absatzmärkte zu sichern, dürften weitere Standorte auf der Kippe stehen.
Die deutsche Autoindustrie steht an einem Scheideweg. Ob sie es schafft, ihre einstige Stärke zurückzuerlangen, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Klar ist jedoch, dass die Herausforderungen enorm sind und nur durch entschlossenes Handeln von Industrie und Politik gemeistert werden können.
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