Das wird Lauterbach nicht gefallen: RKI-Files des Corona-Krisenstabs komplett entschwärzt veröffentlicht
Ein Whistleblower aus dem Robert-Koch-Institut (RKI) hat offenbar genug von der Heimlichtuerei: Die Person gab die kompletten Daten an die Berliner Journalistin Aya Velazquez weiter. Damit hat das monatelange Rätselraten ein Ende.
Drei ganze Jahre lang hatte sich das Multipolar-Magazin unter dem Journalisten Paul Schreyer bemüht, an die Daten zu gelangen. Obwohl es sich um ein kleines Medium handelt, hatte es sogar vor Gericht mit den Behörden darum gestritten, ob und wann und wenn ja wie viele von den RKI-Sitzungsprotokollen des Corona-Krisenstabs veröffentlicht werden. Zuletzt errang das Magazin einen Sieg: Die Daten wurden veröffentlicht. Doch die Journalisten trauten ihren Augen kaum: Von den rund 1000 Seiten, die nur die Daten vom Beginn der Pandemie bis Mitte 2021 enthielten, waren massenweise Seiten geschwärzt.
Jetzt sind auch die Daten für die Zeit seit Lauterbach zugänglich
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte daraufhin im März 2024 versichert, die Daten seien nicht auf sein Geheiß geschwärzt worden. Dies sei nur zum Schutz einzelner Personen geschehen. Er selbst werde dafür sorgen, dass die Protokolle weitestgehend entschwärzt würden. Das ist mit weiterer Verzögerung dann auch geschehen und sorgte in den vergangenen Wochen und Monaten für einige Enthüllungen, aber auch für weiteres Rätselraten – zumal die Daten aus der Zeit mit Lauterbach als Minister weiterhin unter Verschluss waren. Das Bundesgesundheitsministerium stellte zwar eine Veröffentlichung in Aussicht, gab aber auf mehrfache Nachfrage nicht darüber Auskunft, wann das passieren soll.
Whistleblower bringt Licht ins Dunkel
Eine Person aus dem Robert-Koch-Institut hatte nun offenbar genug von dem Versteckspiel: Sie gab die kompletten RKI-Files für alle vier Pandemie-Jahre, von 2020 bis einschließlich 2023, jetzt ungeschwärzt an die Berliner Journalistin Aya Velazquez weiter. Das monatelange Rätselraten darum, wer wann wem welche Anweisungen gegeben habe, dürfte damit nun ein Ende nehmen.
Aya Velazquez ist eine freie Journalistin aus Berlin, die sich durch hartnäckige Recherche während der Pandemie einen Namen gemacht hat. Sie veröffentlicht vor allem auf X, ehemals Twitter, regelmäßig Neues zur Aufarbeitung der Pandemie. Mit weiteren Mitstreitern gibt sie am heutigen Dienstag um 10 Uhr eine Pressekonferenz zu den nun komplett veröffentlichten RKI-Files in Berlin, die auch auf X übertragen werden soll.
Enthüllungen und Konsequenzen
In Bezug auf die Protokolle schrieb Velazquez unter anderem: „Wir werden erfahren, warum Christian Drosten trotz der vollmundigen Ankündigung in seinem Buch offenbar Bauchschmerzen hatte, seinen Namen entschwärzen zu lassen.“ Und: „Wir werden erfahren, dass sich das RKI leider trotz des Wissens um fehlenden Fremdschutz und schwerste Nebenwirkungen sowohl für die einrichtungsbezogene als auch für die allgemeine Impfpflicht aussprach.“
Die bisher nur teilweise veröffentlichten RKI-Protokolle hatten auch schon inhaltlich für Aufregung gesorgt. Unter anderem hieß es darin noch ein halbes Jahr nach Einführung der Maskenpflicht: „Es gibt keine Evidenz für die Nutzung von FFP2-Masken außerhalb des Arbeitsschutzes, dies könnte auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.“ Auch dass Schulen das Infektionsgeschehen nicht maßgeblich vorantreiben, war frühzeitig bekannt. Trotzdem wurden die Schulen in Deutschland monatelang geschlossen. Auch dass der Impfstoff Astrazeneca „weniger perfekt“ sei, war dem RKI und dem Corona-Krisenstab schon Anfang Januar 2021 bekannt. Trotzdem wurde das Mittel in Deutschland – auch nach Bekanntwerden schwerster Nebenwirkungen – noch viele Monate lang verimpft.
Wer hat „hocheskaliert“?
Zu guter Letzt gab es heiße Diskussionen darum, wer zu Beginn der Pandemie die Risikobewertung auf „hoch“ gestuft habe, obwohl die Verbreitung des Virus offenbar noch gar nicht hoch war. Multipolar etwa vermutete, dass diese Person, da in den Protokollen bisher geschwärzt, außerhalb des RKI zu finden sei und somit eine „politische Anweisung eines externen Akteurs“ gewesen sei. Zumindest diese Theorie wurde mit Veröffentlichung der entschwärzten Gesamtprotokolle hinfällig: Bei dem bisher geschwärzten Namen handelt es sich um Lars Schaade, den jetzigen Präsidenten des Robert-Koch-Instituts. Er war seit 2011 Stellvertreter von Lothar Wieler gewesen und ist seit 2023 dessen Nachfolger.
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