Chinas Investitionsrückgang in Europa: Ein Zeichen der wirtschaftlichen Schwäche?
Die jüngsten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Chinas Investitionen in Europa haben den niedrigsten Stand seit über einem Jahrzehnt erreicht. Dies könnte ein Indikator für eine angespannte wirtschaftliche Lage im Reich der Mitte sein. Experten deuten die Daten als Zeichen, dass China in finanziellen Nöten steckt und sich zunehmend auf Investitionen in "befreundeten Ländern" konzentriert.
Ein dramatischer Rückgang
Der Bericht der US-amerikanischen Rhodium Group und des deutschen Mercator Institute for China Studies (MERICS) zeigt auf, dass Chinas Direktinvestitionen in Europa im Jahr 2023 auf lediglich 6,8 Milliarden Euro gefallen sind. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Rückgang um 300 Millionen Euro und markiert den tiefsten Stand seit 2010. Besonders bemerkenswert ist dieser Abfall, wenn man bedenkt, dass die Investitionen im Jahr 2016 noch bei stolzen 47,5 Milliarden Euro lagen.
Wirtschaftliche Turbulenzen
Cheng Cheng-Ping, Professor an der National Yunlin University of Science and Technology in Taiwan, äußert sich unmissverständlich über die wirtschaftliche Situation Chinas: "Anhand dieser [Investitions-]Zahl können wir zweifellos erkennen, dass Chinas wirtschaftliche Lage sehr schlecht ist." Er verweist auf die offizielle Wachstumsrate des BIP von etwa fünf Prozent, die jedoch nicht die tatsächliche Misere widerspiegelt, in der sich die chinesische Exportwirtschaft und damit die Auslandsinvestitionen befinden.
Der Fokus auf Elektrofahrzeuge
Ein Sektor, in dem China in Europa besonders aktiv ist, ist die Elektrofahrzeugindustrie. Hier verzeichnen chinesische Investitionen einen deutlichen Anstieg auf 69 Prozent im Jahr 2023. Dies könnte jedoch bald zu Spannungen führen, da die EU bereits Anti-Dumping-Untersuchungen gegen subventionierte chinesische E-Fahrzeuge eingeleitet hat und mögliche Zölle in Betracht zieht.
Ungarn als strategischer Partner
Interessanterweise ist Ungarn zu einem Hauptziel für chinesische Direktinvestitionen in Europa geworden. Mit Investitionen in Batteriewerke für Elektrofahrzeuge durch Unternehmen wie CATL und Huayou Cobalt hat Ungarn im Jahr 2023 mehr chinesische Direktinvestitionen angezogen als Frankreich, Deutschland und Großbritannien zusammen. Dies könnte auch politisch motiviert sein, da die Orbán-Regierung als "pro-russisch und pro-chinesisch" gilt.
Geopolitische Spannungen
Die geopolitische Lage trägt ebenso zum Investitionsrückgang bei. Wang Guo-Chen vom Chung-Hua Institut für Wirtschaftsforschung in Taiwan weist darauf hin, dass die verstärkte nationale Sicherheitsprüfung von Auslandsinvestitionen in Europa und den USA eine Hürde für chinesische Investitionen darstellt. Zudem hat das Europäische Parlament das umfassende Investitionsabkommen zwischen der EU und China auf Eis gelegt, was die Beziehungen weiter belastet.
Ausblick und Fazit
Die aktuellen Entwicklungen deuten darauf hin, dass der Handel zwischen China und Europa weiter abnehmen wird, ebenso wie die chinesischen Investitionen in Europa. Dies könnte langfristige Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft haben, insbesondere in Bereichen, in denen chinesische Investitionen bislang eine wichtige Rolle spielten. Es bleibt abzuwarten, wie sich die geopolitischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und Europa in Zukunft gestalten werden.
Die Verschiebung der wirtschaftlichen Machtverhältnisse und die zunehmende Rückbesinnung auf nationale Interessen könnten ein neues Kapitel in den europäisch-chinesischen Beziehungen aufschlagen. Die Zeit wird zeigen, ob und wie Europa sich an diese veränderten Umstände anpassen wird.
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