Bringt die Wahl echte Veränderungen in Frankreich?
Die erste Runde der Parlamentswahlen in Frankreich hat die rechtsgerichtete Partei Nationale Sammelbewegung unter der Führung von Marine Le Pen an die Spitze gebracht. Mit 33 Prozent der Stimmen liegt sie vor dem Linksbündnis "Neue Volksfront" mit 28,5 Prozent und der Präsidentenkoalition von Emmanuel Macron mit 22 Prozent. Doch das endgültige Ergebnis steht noch aus, da am kommenden Sonntag Stichwahlen stattfinden werden.
Vorläufige Ergebnisse und mögliche Koalitionen
Nach Angaben des Umfrageinstituts Elabe könnte die Nationale Sammelbewegung nach der zweiten Wahlrunde zwischen 260 und 310 Sitze in der Nationalversammlung erhalten. Die Neue Volksfront könnte zwischen 115 und 145 Sitze erringen, während Macrons Bündnis zwischen 90 und 120 Sitze erhalten könnte. Keine der Parteien hat die absolute Mehrheit der Stimmen errungen, was zu möglichen Koalitionen führen könnte.
Analysten schließen nicht aus, dass es zu Absprachen zwischen der Präsidentenkoalition und der linksgerichteten Neuen Volksfront kommen könnte, um einen Sieg der Nationalen Sammelbewegung zu verhindern. Der französische Premierminister Gabriel Attal erklärte, dass rund 60 Kandidaten der Präsidentenkoalition bei der zweiten Runde der Parlamentswahlen aus dem Rennen genommen werden, um einen Sieg der Oppositionspartei zu verhindern.
Politische Reaktionen und Strategien
Der Premierminister räumte ein, dass "die Franzosen heute vielleicht enttäuscht oder sogar wütend sind", versicherte aber, dass seine Regierung die republikanischen Werte verteidige, die den Bürgern wichtig seien. Attal ging nicht näher darauf ein, welche anderen Kandidaten außerhalb der Präsidentenkoalition unterstützenswert seien, kritisierte jedoch die linke Partei: "Wie jeder heute Abend gesehen hat, wird die Neue Volksfront keine absolute Mehrheit haben."
Jean-Luc Mélenchon, Gründer der Neuen Volksfront, erklärte, dass er bereit sei, seine Kandidaten aus dem Rennen zurückzuziehen, wenn sie in der ersten Runde den dritten Platz belegt haben und in der zweiten Runde ein Sieg der Kandidaten der Nationalen Sammelbewegung möglich sei. Gleichzeitig betonte er, dass Attal angesichts der schwachen Ergebnisse der Präsidentenkoalition nicht an der Spitze der Regierung bleiben könne.
Die Rolle von Marine Le Pen und der Nationalen Sammelbewegung
Marine Le Pen, die Vorsitzende der Nationalen Sammelbewegung, zeigte sich siegesgewiss und erklärte, dass die Franzosen nach sieben Jahren einer "verächtlichen und karikaturhaften Regierung" ein neues Kapitel aufschlagen wollten. Sie betonte die hohe Wahlbeteiligung, die den Ergebnissen des Abends eine besondere Kraft verleihe.
Die Linken versammelten sich auf dem Platz der Republik, um ihre Ergebnisse zu feiern, die besser als in den Umfragen vorhergesagt ausfielen. Mit 28,5 Prozent der Stimmen sind sie nicht weit von den Führenden entfernt. Es ist klar, dass der Kampf im zweiten Wahlgang hart und die Gesellschaft weiterhin gespalten sein wird.
Wirtschaftliche und soziale Herausforderungen
Das wichtigste Thema für die Franzosen ist die Kaufkraft. Die Nationale Sammelbewegung verspricht Steuersenkungen, während die Linken die Preise für grundlegende Lebensmittel senken wollen. Macrons wirtschaftliches Erbe hingegen sind Inflation, eine Staatsverschuldung von über drei Billionen Euro und ein Haushaltsdefizit von 5,5 Prozent.
Die Medien fragen sich, was aus Macrons großen Plänen, Russland in der Ukraine zu besiegen und die Welt mit französischen Waffen zu überschwemmen, wird. Bloomberg kritisiert, dass Macron die Wahl zum ungünstigsten Zeitpunkt angesetzt habe, mitten in den Unruhen in Neukaledonien und kurz vor den Olympischen Spielen in Paris.
Fazit: Eine gespaltene Gesellschaft und ungewisse Zukunft
Das Ergebnis der ersten Wahlrunde zeigt eine gespaltene Gesellschaft. Historisch gesehen gehen bei Parlamentswahlen weniger Menschen in die Wahllokale als bei Präsidentschaftswahlen, aber diesmal haben rund 20 Prozent der Franzosen ihren Urlaub verschoben, um ihre Stimme abzugeben. Die Rekordbeteiligung von fast 70 Prozent zeigt, wie ernst die Franzosen den Aufruf von Präsident Macron zur Wahl genommen haben.
Eine weitere Woche Wahlkampf steht bevor, mit dem entscheidenden zweiten Wahlgang am kommenden Sonntag. Ob die Wahl echte Veränderungen bringen wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die politische Landschaft Frankreichs vor einer entscheidenden Weichenstellung steht.
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