Blackrocks Rückzug von „nachhaltigen Anlagen“: Nur eine Modewelle?
Der weltweit größte Vermögensverwalter Blackrock hat überraschend beschlossen, die Idee der „nachhaltigen Anlagen“ zu verwerfen. Dies könnte das Ende einer Modewelle markieren, die in den letzten Jahren viele Investoren begeistert hat. Doch was steckt hinter diesem Rückzug?
Ursachen und Hintergründe
Blackrock, der Vermögensverwalter mit etwa zehn Billionen Dollar an Kundengeldern, hat angekündigt, dass es künftig den Kunden überlassen wird, ob ihr Geld nach ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) oder traditionell angelegt wird. Diese Entscheidung könnte auf den Widerstand mehrerer republikanischer US-Bundesstaaten zurückzuführen sein, die ihre Pensionsfonds aufgrund der umweltpolitischen Forderungen von Blackrock abgezogen haben. Ein zweistelliger Milliardenbetrag ging der Investmentgesellschaft dadurch verloren.
Die Kehrtwende von Larry Fink, dem CEO und Chairman von Blackrock, ist bemerkenswert. Seit Januar 2020 waren Finks Manager angehalten, ESG-Kriterien bei Anlageentscheidungen zu berücksichtigen. Diese Richtlinie war jedoch offenbar mehr eine PR-Maßnahme als eine tief verwurzelte Überzeugung. Die Ironie dabei: Mit Prinzipien guter Unternehmensführung nahm es Blackrock selbst nicht so genau. Fink hält gleichzeitig die Rollen des CEO und des Chairman, was eigentlich getrennt sein sollte.
Die Rolle des Ölpreises
Die respektablen Renditen der ESG-Anlagen hatten in der Vergangenheit weniger mit Nachhaltigkeit zu tun, sondern waren stark vom niedrigen Ölpreis zwischen 2015 und 2020 abhängig. In dieser Zeit fiel Rohöl von 100 auf 20 Dollar pro Barrel. Dieser Preisverfall machte ESG-Anlagen attraktiv, während traditionelle Ölaktien wie Exxon erhebliche Verluste hinnehmen mussten. Doch seit Ende 2020 stieg der Ölpreis wieder, was die Traumrenditen der ESG-Fonds beendete.
Politische und wirtschaftliche Implikationen
Die Entscheidung von Blackrock wird medial oft als Reaktion auf eine politische Kampagne ultrarechter Politiker dargestellt. Doch letztlich waren es die schlechten Renditen, die den Ausschlag gaben. Mehrere US-Banken hatten sich bereits 2023 aus der Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ) zurückgezogen, da sie kartellrechtliche Bedenken hatten. Ein Bericht des US-Kongresses kritisierte die Allianz „Climate Action 100+“ von Vermögensverwaltern und führte zu weiteren Austritten großer US-Firmen.
Die Zukunft der ESG-Anlagen
Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass ESG-Anlagen nicht immer die versprochenen Renditen liefern. Zudem gibt es grundlegende Probleme mit dem Begriff „Nachhaltigkeit“. Die Definition, was genau „grün“ ist, variiert stark. Unternehmen wie Apple gelten manchen als „grün“, obwohl die Umweltschäden bei den Zulieferern anfallen. Der Ölmulti Exxon konnte als „grün“ durchgehen, weil er in Solartechnik investiert, wird aber von anderen als Dinosaurier der CO₂-Ära verteufelt.
Letztlich zeigt sich, dass ESG-Anlagen oft mit dem Herzen und nicht mit dem Kopf gemacht werden. Langfristig wird sich die Einsicht durchsetzen, dass geringere CO₂-Emissionen eine Konsequenz von Effizienzsteigerungen sind, kein Selbstzweck. Die Entscheidung von Blackrock könnte ein Signal dafür sein, dass sich der Markt von ideologisch getriebenen Investitionen abwendet und wieder stärker auf traditionelle Werte und Renditen setzt.
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