Verbraucherschützer fordern unabhängige und qualitativ hochwertige Finanzbildung an Schulen
In einer Zeit, in der finanzielle Entscheidungen immer komplexer werden, gewinnt die Finanzbildung an Schulen zunehmend an Bedeutung. Eine aktuelle Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) zeigt, dass 93 Prozent der Befragten Finanzbildung in der Schule für wichtig halten. Besonders bemerkenswert ist, dass 90 Prozent der Befragten unabhängige Unterrichtsmaterialien ohne wirtschaftliche Interessen fordern.
Unabhängigkeit und Qualität im Fokus
Vera Fricke, Leiterin des Teams Verbraucherbildung im vzbv, betont die Notwendigkeit einer unabhängigen und werbefreien Finanzbildung: „Finanzbildung ist wichtig. Entscheidend ist, wer diese wie vermittelt.“ Fricke warnt vor der inhaltlichen Einflussnahme und Werbung in der Bildung, insbesondere bei Geldfragen, wo Unabhängigkeit ein hohes Gut darstellt.
Probleme mit Materialien aus der Finanzbranche
Eine Analyse des Materialkompasses, einer Datenbank für qualitätsgeprüfte Unterrichtsmaterialien des vzbv, zeigt, dass viele Materialien aus der Finanzbranche den Anforderungen nicht gerecht werden. Von 33 untersuchten Materialien erhielten 18 nur die Note „befriedigend“ oder schlechter. Kritisiert wird vor allem, dass einige Materialien keine kritische Urteilsbildung zu Finanzthemen ermöglichen.
„Wenn Finanzbildung in den Händen der Finanzwirtschaft liegt, wird es immer ein Risiko der Einflussnahme geben“, warnt Fricke.
Tipps für Eltern und Schüler
Eltern und Schüler können aktiv dazu beitragen, qualitativ hochwertige Finanzbildung zu erkennen und einzufordern. Hier einige praktische Tipps:
- Hinterfragen Sie die Quelle: Wer steht hinter dem Unterrichtsmaterial?
- Achten Sie auf Werbung: Gute Materialien sollten frei von kommerziellen Interessen sein.
- Nutzen Sie den Materialkompass: Der vzbv bietet eine Datenbank mit geprüften Unterrichtsmaterialien.
- Qualität einfordern: Sprechen Sie Lehrkräfte und Schulleitungen auf die Qualität der Finanzbildung an.
- Bleiben Sie kritisch: Ermutigen Sie Kinder, Finanzinformationen zu hinterfragen.
Nationale Strategie in Arbeit
Die Bundesregierung erarbeitet derzeit eine nationale Strategie zur finanziellen Allgemeinbildung, basierend auf Vorschlägen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Der vzbv fordert verbindliche Standards für eine unabhängige und qualitativ hochwertige Bildung. „Finanzbildung verbindet die Themen Finanzen, Bildung und Verbraucherschutz. Einen Gewinn für die Finanzbildung wird es nur geben, wenn Expertise aus diesen drei Bereichen auch berücksichtigt wird“, betont Fricke.
Fokus auf finanzielle Grundbildung
Der vzbv fordert zudem, dass die Strategie einen Schwerpunkt auf die finanzielle Grundbildung legt. Insbesondere Jugendliche und bildungsferne Gruppen sollten gestärkt werden. Etablierte, unabhängige Angebote sollten gefördert und ausgebaut werden.
Für Verbraucher bleibt es wichtig, die Entwicklungen im Bereich der Finanzbildung aufmerksam zu verfolgen und sich für hohe Standards einzusetzen. Nur so kann sichergestellt werden, dass auch künftige Generationen in der Lage sind, fundierte Finanzentscheidungen zu treffen – ohne dabei in die Werbefalle zu tappen.
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