Spannung in Jackson Hole: Fed-Chef Powell unter Druck
Einmal im Jahr verwandelt sich der beschauliche Skiort Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming in das Zentrum der globalen Finanzwelt. Das jährliche Treffen der Federal Reserve Bank of Kansas zieht Zentralbankführer aus aller Welt an und sorgt für gespannte Aufmerksamkeit bei Anlegern, Marktbeobachtern und Ökonomen. In diesem Jahr ist das Treffen besonders brisant, da es nur einen Monat vor der entscheidenden Fed-Sitzung am 18. September stattfindet. Bei dieser Sitzung könnte die US-Notenbank die Zinswende einleiten.
Hoffnungen und Erwartungen
Die heutige Rede von Fed-Chef Jerome Powell wird mit großer Spannung erwartet. Jede seiner Aussagen wird auf die Goldwaage gelegt, da die Märkte Klarheit über den Zeitpunkt und den Umfang des bevorstehenden Zinssenkungszyklus erhoffen. Die Erwartungen sind hoch, und damit auch das Potenzial für Enttäuschungen.
Fed als Nachzügler
Während andere große Notenbanken wie die Europäische Zentralbank, die Schweizerische Nationalbank und die Bank of England bereits die Zinswende eingeleitet haben, hielt sich die Fed bislang zurück. Seit über einem Jahr liegt der US-Leitzins nun schon im Bereich von 5,25 bis 5,50 Prozent. Experten warnen, dass eine zu spät eingeleitete Zinswende negative Effekte für den Arbeitsmarkt haben könnte. Die Fed hat nämlich ein Doppelmandat: Sie soll nicht nur für stabile Preise sorgen, sondern auch für Vollbeschäftigung.
Risiken und Herausforderungen
Die jüngsten schwachen Arbeitsmarktzahlen haben die Furcht vor einer Rezession in den USA geschürt. An den Märkten brach Panik aus, die mittlerweile jedoch wieder abgeklungen ist. Dennoch sehen einige Marktbeobachter weiterhin Risiken und verweisen auf die geldpolitischen Fehler der Vergangenheit. Auch in den Jahren 2019 und 2020 agierte die Fed möglicherweise zu zögerlich und senkte die Zinsen zu spät.
Großer oder kleiner Zinsschritt?
Am Markt wird bereits eine erste Zinssenkung im September erwartet. Die große Frage ist jedoch, wie hoch diese ausfallen wird. Laut dem "Fed Watch Tool" der CME Group rechnen knapp 70 Prozent der Marktteilnehmer mit einem Zinsschritt von 25 Basispunkten. Immerhin 30 Prozent trauen der Fed sogar einen großen Lockerungsschritt von 0,5 Prozentpunkten zu. Experten der Helaba halten dies jedoch für unwahrscheinlich und verweisen auf uneinheitliche US-Konjunkturdaten.
Enttäuschungspotenzial und Marktreaktionen
Die Hoffnung auf schnellere und stärkere Zinssenkungen hat die Kurse nach dem "Black Monday" am 5. August wieder steigen lassen. Entsprechend groß ist nun das Enttäuschungspotenzial. Sollte Powell Zurückhaltung zeigen, könnte dies zu erneuten Turbulenzen an den Aktienmärkten führen. Auch der Goldpreis, der von der Erwartung sinkender Zinsen profitierte, könnte unter Druck geraten.
Powell hat jedoch gute Gründe, in Sachen Zinsen nicht allzu weit voranzupreschen. Zwischen seiner Rede in Jackson Hole und der nächsten Fed-Sitzung liegt noch ein Arbeitsmarktbericht. Der Fed-Chef könnte erneut betonen, dass die Fed datenabhängig agieren wird. Ob dies den Märkten angesichts der hohen Erwartungen genügen wird, bleibt abzuwarten.
Die kommenden Tage werden zeigen, ob Powell die hohen Erwartungen erfüllen kann oder ob die Märkte erneut in Unruhe versetzt werden. Klar ist, dass die Entscheidungen der Fed nicht nur für die US-Wirtschaft, sondern auch für die globalen Finanzmärkte von enormer Bedeutung sind.
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