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24.10.2024
11:02 Uhr

Rentner sollen mit ihrem Vermögen für Pflegekosten aufkommen

Rentner sollen mit ihrem Vermögen für Pflegekosten aufkommen

Die private Krankenversicherung fordert, dass Versicherte künftig ihr Vermögen zur Deckung der Pflegekosten einsetzen sollen. Diese Forderung stößt auf heftige Kritik vom Sozialverband.

Gesundheitsminister Lauterbach und die finanzielle Lage der Pflegeversicherung

Anfang Oktober trat Gesundheitsminister Karl Lauterbach vor die Presse, um die finanzielle Situation der Pflegeversicherung zu erläutern. Lauterbach betonte, dass die Pflegeversicherung nicht insolvent sei, räumte jedoch ein, dass es Schwächen bei den Einnahmen und hohe Ausgaben gebe. Experten warnen bereits seit längerem vor einer gefährdeten Finanzierung der Pflegeversicherung.

IW-Gutachten: Mehrheit der Rentner kann Pflegekosten selbst tragen

Die private Krankenversicherung (PKV) hat ein Gutachten beim Institut der deutschen Wirtschaft in Auftrag gegeben, das zu dem Schluss kommt, dass die meisten Rentner ihre Pflegekosten selbst tragen könnten. Der Vorsitzende des PKV-Verbands, Thomas Brahm, erklärte, dass die große Mehrheit der Menschen im Alter die Pflegekosten eigenverantwortlich tragen könne. Dies solle die Politik nutzen, um die Pflegeversicherung auf ein nachhaltiges Fundament zu stellen.

Was bedeutet das für Rentner?

Das Gutachten zeigt, dass über 70 Prozent der Haushalte im Rentenalter in Deutschland eine stationäre Pflege über mehrere Jahre finanzieren könnten. Haushalte ab 66 Jahren verfügen durchschnittlich über ein Netto-Vermögen von knapp 320.000 Euro, einschließlich Immobilienvermögen. Daher sei es vertretbar, dass private Haushalte ihr Vermögen zur Finanzierung der Pflegekosten einsetzen, anstatt die Kosten pauschal zu subventionieren.

Kritik vom Sozialverband: „Fatales Signal“

Der Sozialverband Deutschland (SoVD) hingegen kritisiert diesen Vorstoß scharf. Die Vorsitzende des SoVD, Michaela Engelmeier, warnt, dass eine solche Maßnahme ein fatales Signal an alle Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen senden würde. Engelmeier betont, dass viele der knapp fünf Millionen Pflegebedürftigen bereits jetzt unter enormem finanziellen und emotionalen Druck stehen. Höhere Eigenanteile und steigende Beiträge seien für viele nicht mehr tragbar.

Sozialverband fordert „Bürgerversicherung“

Der Sozialverband plädiert für eine „Bürgerversicherung“, in die alle Bürger, einschließlich Beamte und Besserverdienende, einzahlen sollen. Dieses Modell würde die Pflegekosten auf breitere Schultern verteilen und könnte den Haushalt der Pflegeversicherung stärken. Engelmeier argumentiert, dass eine Bürgerversicherung nicht nur vor steigenden Beiträgen schützen, sondern sogar Beitragssenkungen ermöglichen könnte.

Das Modell einer „Rentenkasse für alle“ wird immer wieder politisch diskutiert. Die Linke und das Bündnis Sahra Wagenknecht haben sich im Wahlkampf für eine solche Lösung ausgesprochen. Die Partei fordert zudem eine einmalige und außerordentliche Anhebung aller Renten um zehn Prozent sowie eine Mindestrente von 1.250 Euro netto für Alleinstehende.

Die Debatte um die Finanzierung der Pflegeversicherung zeigt einmal mehr die tiefen politischen und gesellschaftlichen Gräben in Deutschland. Während die private Krankenversicherung auf Eigenverantwortung setzt, fordert der Sozialverband umfassende Reformen und eine solidarische Finanzierung. Es bleibt abzuwarten, welche Richtung die Politik einschlagen wird.

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